Good morning Germany

Wenn ich richtig gerechnet habe, ist heute der erste Advent. Also euch allen erstmal einen schönen Adventssonntag! Wahrscheinlich werdet ihr heute etwas später aufstehen als unter der Woche, ein gemütliches Sonntagsfrühstück genießen und die erste Kerze am Adventskranz anzünden. Nun, bei uns ist der Tag schon rum, wir sind euch ja 12 Stunden voraus. Meine beiden Uhren auf dem Tablet zeigen daher exakt die gleiche Uhrzeit an, nur ist die eine weiß (für Tag) und die andere schwarz (für Nacht). 🙂 Wir haben natürlich keinen richtigen Adventskranz, aber Flo hat mir einen aufgemalt. Da kann ich dann zumindest jeden Sonntag eine Flamme dazumalen.
Ich habe den ersten Advent unter anderem damit verbracht, auf einer Liege unter einer Kokospalme zu liegen, weil dort der einzige Schattenfleck war. Das war allerdings weit weniger entspannt, als es jetzt klingt, denn ich habe erst vor wenigen Tagen erfahren, dass mehr Menschen an herunterfallenden Kokosnüssen sterben als an Haiangriffen. Die meiste Zeit habe ich also angestrengt nach oben gesehen, um mich im Falle eines Falles (Wortwitz!) rechtzeitig agentenmäßig von der Liege rollen zu können. Immerhin kann ich jetzt auf meiner „Liste der 100.000 Dinge, die man nun wirklich nicht gemacht haben muss, bevor man stirbt“ den Punkt „über einen längeren Zeitraum konzentriert eine Kokospalme von unten betrachten“ abhaken. Wieder etwas geschafft. 😉
Vielleicht sollte ich auch noch sagen, wo wir momentan überhaupt sind. Nach einer Woche auf Barefoot Island sind wir jetzt nämlich wieder auf der Hauptinsel, in der Nähe von Korolevu an der Südküste, der sogenannten Coral Coast. Wer – wie wir – bei diesem Namen erwartet, wunderschöne Korallenriffe im Wasser vorzufinden, wird allerdings enttäuscht. Das einzige, was es hier in Massen gibt, ist Seegras! Alle paar Meter kommt dann mal ein Fisch vorbei, das war’s. Da war das Schnorcheln auf Barefoot Island schon um Welten besser. Aber was soll’s, ähnliches hatten wir auch zehn Jahre lang in Kroatien im Sommerurlaub und waren trotzdem glücklich. Und immerhin ist der Sand hier schöner, denn es ist tatsächlich feiner, weicher Sand und nicht bloß harte Muschelbruchstücke wie auf Barefoot.
Noch ein paar allgemeine Infos gefällig? Schließlich soll sich ja auch euer Wissen durch unseren Blog mehren. 😉 Also, Fiji besteht aus exakt 333 Inseln, was schon mal ziemlich lustig ist. Richtig skurril finde ich aber, dass sich durch dieses Land die Datumsgrenze zieht! Da kann der gute Kaiser Karl mit seinem „Reich, in dem die Sonne nie untergeht“ einpacken, denn in Fiji geht sie an zwei Tagen gleichzeitig unter! Noch besser: Die Datumsgrenze verläuft direkt durch eine Insel. Dort kann man also mit einem einzigen Schritt vom Gestern ins Heute gehen oder umgekehrt. Ziemlich verrückt, oder? Das hat natürlich Vorteile. Z.B. Hochzeitstag vergessen? Kein Problem: „Schatz, stell dich doch bitte mal zwei Meter weiter links hin.“ und schon passt alles wieder. Aber Verabredungen stell ich mir schwierig vor: „Wir sehen uns dann am Montag.“ – „An deinem oder an meinem Montag?“ Nein, ich weiß wirklich nicht, wie das auf Fiji und speziell auf dieser Insel funktioniert, aber irgendwie geht es offenbar. Fiji war übrigens bis 1970 noch eine britische Kolonie, und das merkt man auch. Zum Frühstück gibt es Porridge und bittere Marmelade (oh, geliebtes Schinkenbrot, wann werde ich dich wiedersehen?) und nachmittags ist tea time. Das haben wir uns mittlerweile auch zur Gewohnheit gemacht und trinken nun jeden Nachmittag Tee. Hier im Wellesley Resort haben wir dafür sogar einen eigenen Wasserkocher im Zimmer. Die spinnen, die Briten… Ach ja, der Nationalsport Fijis ist natürlich – Rugby!
Ja ja, und am Mittwoch fliegen wir dann weiter nach Auckland. Neuseeland ruft! Ich bin schon sehr gespannt, wie es uns da gehen wird, denn außer „mit dem Mietwagen rumfahren“ haben wir bisher nichts geplant. Keine genaue Route, keine Punkte, die wir auf jeden Fall sehen wollen. Mal sehen, wo es uns dann tatsächlich hinverschlägt. Wir müssen nur irgendwie am 18. in Wellington ankommen und unseren ersten Mietwagen abgeben. Am 19. haben wir dann die Fährüberfahrt, das hat ja zum Glück noch alles gut geklappt. Zu unserer Ehrenrettung muss ich aber sagen, dass wir zwar vielleicht schon eher hätten buchen können, uns aber auch wieder mal der Zufall, das Pech oder wie auch immer der blöde Kerl heißt, der ständig unsere Pläne durcheinanderbringt, reingepfuscht hat. Die Hauptfähre ist nämlich zur Zeit kaputt und wird offenbar auch nicht so schnell wieder einsatzbereit sein! Bei einer auf etwa die Hälfte reduzierten Fährkapazität ist es natürlich kein Wunder, dass schon fast alle Termine ausgebucht sind. Aber wer rechnet denn schon mit so was?
Soweit also der aktuelle Stand der Dinge. Ich hoffe sehr, baldmöglichst Fotos aus Fiji nachschieben zu können, vielleicht aus Auckland. Hier müssen wir ja fürs Internet zahlen, da geht sowas wie Fotos hochladen leider nicht, weil es einfach zu lange dauert und dann zu teuer wird. Aber wie gesagt, es findet sich sicher demnächst mal die Gelegenheit dafür. Manche sind ja eh nicht so erpicht auf Strandfotos im Dezember, gell? 😉

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Reif für die Insel

Nun, wir hatten uns ja selber gewundert, warum wir so lange nach Fiji brauchen sollten – Dienstag losfahren und Freitag ankommen. Aber wir dachten uns, mit Zeitverschiebung und Datumsgrenze würde sich das schon irgendwie ausgehen. Das mit der Datumsgrenze hatten wir zuerst auch noch übersehen und das Hotel schon ab Donnerstag gebucht, dann mussten wir die erste Nacht wieder stornieren. Und dann ging es am Dienstag los, von Santiago nach Panama, eine Stunde Aufenthalt, dann weiter nach Los Angeles, jeweils etwa sechseinhalb Stunden Flug und in der Zeit immer weiter nach hinten. Ein seeehr langer Tag… Und dann, nach fünf Stunden Warten am Flughafen von LA, folgende Szene am Check-In-Schalter von Fiji Airways:
Wir geben lächelnd unsere Pässe an die Dame vom Check-In, sie nimmt sie lächelnd an.
Sie tippt auf ihrer Tastatur rum, hört auf zu lächeln und runzelt die Stirn.
Sie fragt uns nach Unterlagen, wir geben ihr den Ausdruck von unserem elektronischen Ticket.
Sie sieht sich das Ticket an und runzelt die Stirn.
Sie fragt ihren Kollegen was, der runzelt die Stirn.
Sie teilt uns mit, dass wir uns leider im Tag vertan haben und unser Flug erst morgen geht.
Unsere Kinnladen fallen auf den Check-In-Schalter-Tisch.
Ja, wir haben es vorher ungefähr zehnmal durchgerechnet, ob es auch wirklich stimmt mit Freitag, weil es uns so lang vorkam. Aber auf dem Ticket stand 20.11. plus 2, also Ankunft 22.11. Nur dass der Dienstag nicht der 20. ist, haben wir übersehen! Wir hätten also eigentlich eine Nacht Aufenthalt in LA gehabt. Zum Glück war der Flieger aber nicht ausgebucht, die nette Dame hat uns also kurzerhand umgebucht und wir durften noch am selben Abend nach Fiji fliegen. Jetzt hätte das mit dem Hotel ab Donnerstag natürlich wieder gepasst… Aber gut, wir haben noch am Flughafen dank WiFi-Hotspot eine Unterkunft in Nadi für die erste Nacht buchen können, dann war das auch geklärt. Wir hatten also nicht keinen Donnerstag, sondern keinen Mittwoch. Aber vermutlich haben wir so genauso wenig verpasst. 😉
Auf Barefoot Island angekommen dann die nächste Verwirrung, diesmal waren aber nicht wir schuld. Wir hatten nämlich eine Hütte mit Gemeinschaftsbad gebucht, um Geld zu sparen, wurden aber zu einer Hütte mit eigenem Bad gebracht. Da wir nicht den teureren Preis zahlen wollten, haben wir das am nächsten Morgen an der Rezeption gemeldet – und siehe da, wir dürfen zum niedrigeren Preis in der Hütte bleiben! Haben wir doch ausnahmsweise mal etwas Glück auf der Reise. Das Privatbad ist übrigens sehr lustig, denn es hat kein Dach über der Dusche, nur über der Toilette, und die Wände sind nur zusammengebundene Bambusrohre. Man sitzt dort also recht luftig… 🙂 Der Nachteil ist, dass dort natürlich auch jede Menge Viehzeug rumkrabbelt. Ich vermeide es daher, im Dunkeln auf die Toilette zu gehen. Leider gibt es hier auch Schwärme von Sandfliegen und Mücken. Unsere Arme und Beine bestehen nur noch aus roten Knubbeln. Und es juuuckt!! Aber ich weiß schon, wir brauchen von euch kein Mitleid erwarten, schließlich sind wir ja die, die auf Fiji am Strand sitzen können, während ihr euch im kalten Deutschland die Finger abfriert. Und ich muss schon sagen, der Strand und vor allem das Wasser kann sich sehen lassen. Fiji ist ja ein Taucherparadies, aber auch für mich als Nur-Schnorchlerin ist hier einiges geboten. Es gibt knallblaue Seesterne und lila Korallen und Fische, die buchstäblich in allen Regenbogenfarben schimmern. Die Sonne ist hier allerdings sehr aggressiv. Vor allem Flo hat große Probleme wegen seiner hellen Haut, aber auch ich hab einen Sonnenbrand. Da ist es eigentlich ziemlich gut, dass wir in der Regenzeit hier sind und der Himmel immer wieder bedeckt ist, so können wir zumindest zeitweise der runterknallenden Sonne entkommen. Geregnet hat es hier auf Barefoot Island bisher nur einmal kurz. In der Nacht, die wir in Nadi waren, hat es aber richtig geschüttet und gewittert. Ich hoffe, davon bleiben wir hier verschont.
Leider gab es auch schon wieder ein Problem mit unserer Planung: Die Fähre, die uns samt Mietwagen in Neuseeland von der Nordinsel auf die Südinsel bringen sollte, ist fast den kompletten Dezember ausgebucht. Ausgerechnet jetzt, wo wir kein Telefonnetz, teures Internet und 12 Stunden Zeitverschiebung nach Deutschland haben, fällt uns das ein! Typisch! Aber Skype sei Dank konnten wir heute mit der Mietwagenvermittlung telefonieren und die Sache  klären. Jetzt haben wir zwei Mietwägen und fahren als Fußgänger mit der Fähre. Urlaub gerettet. :-).

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Weiter geht’s

Heute abend fahren wir zum Flughafen und schlagen uns dort die Nacht um die Ohren, morgen früh um sechs geht dann der Flieger nach Panama. Von dort weiter nach Los Angeles und dann nach Nadi. Da wir über die Datumsgrenze fliegen, haben wir keinen Donnerstag und kommen am Freitag in Nadi an. Ihr könnt uns ja dann erzählen, was ihr an diesem Donnerstag gemacht habt und ob es sich gelohnt hätte, einen zu haben. 😉
Das hier könnte der letzte Blogeintrag für die nächste Zeit werden, denn auf Fiji haben wir wohl nur Bezahlinternet und werden daher nicht so oft online sein. Aber vielleicht ist so eine Auszeit auch nicht schlecht, um diesen sehr anstrengenden und bestimmt nicht immer schönen Monat in Südamerika richtig zu verarbeiten.

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WARUM???

Ich hatte ja schon von den Problemen mit der Speicherkarte erzählt und dass wahrscheinlich die Fotos darauf weg sind. Das Problem hat sich heute auf grausame Weise gelöst – die Speicherkarte ist nämlich weg! Und mit ihr unsere teure Videokamera, Flos Geldbeutel mit Ausweis und Kreditkarte und sein nagelneues Handy! Wir wurden in Santiago in einer Metrostation Opfer von geschickten Taschendieben: Einer hat durch scheinbar runtergefallenes Geld abgelenkt, ein anderer hat sich in diesem Moment Flos Rucksack gekrallt, der neben ihm stand. Und tschüss! Natürlich wollten wir sofort die Polizei rufen, als wir es bemerkt haben – nur leider ist heute erstens Feriensonntag und zweitens auch noch Wahlsonntag, weshalb die meisten Polizeistationen geschlossen sind. Kein Witz: Es gab einfach keine Polizisten, die uns hätten helfen können! Das haben diese miesen Kerle mit Sicherheit genau gewusst. Und als ob das nicht schon gereicht hätte, wurde ich danach auch noch bespuckt! Wir saßen einfach nur auf einer Bank vor der Metrostation, Flo telefonierte gerade mit der Bank, um seine Kreditkarte sperren zu lassen, da ging ein Mann hinter uns an der Bank vorbei und spuckte mir im Vorbeigehen auf den Rücken. Und zwar nicht nur Spucke, sondern eine ganze Ladung was auch immer er gerade gekaut hatte. Meine Fleecejacke war von oben bis unten versaut. Ich weiß nicht, warum er das gemacht hat!!! Was habe ich diesem mir völlig fremden Menschen bitte getan? Und anstatt danach dazu zu stehen, blickte er nach oben und tat so, als ob mir ein Vogel auf den Rücken gemacht hätte! Flo hat aber gesehen, dass er gespuckt hat, und wenn er nicht gerade am Telefon gewesen wäre, wäre er vermutlich vor lauter Wut auf den Mann losgegangen und es hätte richtig böse ausgehen können. Die Leute außenrum haben nämlich zu dem Mann gehalten und auch behauptet, es wäre ein Vogel gewesen. War das eine Form von Ausländerfeindlichkeit? Wir haben eigentlich bisher immer gehört, dass Chile sehr deutschfreundlich sein soll, weil viele Deutsche bei der Entwicklung des Landes geholfen haben. Ich werde wohl nie begreifen, warum ich bespuckt wurde, aber diese Handlung in Kombination mit dem Diebstahl wenige Minuten zuvor hat uns wirklich tief verletzt. Nach Chile oder zumindest nach Santiago werden wir vermutlich nie mehr fahren!

Nachmittags haben wir dann doch noch eine Polizeistation gefunden, in der wir Anzeige erstatten konnten, aber was soll dabei schon rauskommen? Der Rucksack ist weg, die Wertsachen sind weg, und nichts davon werden wir je wieder sehen. Ihr könnt euch vorstellen, dass es uns heute ziemlich dreckig ging und immer noch geht. Aber Glück im Unglück: Flos Pass hatte ich in der Handtasche. Wir können also weiterreisen, auch wenn ich zwischendurch ernsthaft daran gedacht habe, die Reise abzubrechen. Nicht weil der Verlust der Sachen unüberwindbar wäre, sondern weil ich langsam Angst bekomme, was noch alles passieren soll. Wir haben ja mittlerweile schon einiges mitgemacht und es ist immer schlimmer geworden.

Momentan fällt es uns noch schwer, das Ganze mit etwas Abstand zu betrachten. Aber natürlich wissen wir im Grunde auch, dass kein noch so schönes Foto und erst recht kein wiederbeschaffbarer Gegenstand annähernd so wichtig sein kann wie unsere Gesundheit und dass wir einander haben. Uns geht es körperlich gut, psychisch allerdings nicht so. Ich habe z.B. heute unterwegs die ganze Zeit krampfhaft meine Handtasche festgehalten, und als wir durch eine Ubahnstation auf die andere Straßenseite gegangen sind, wären wir am liebsten beide sofort wieder rausgelaufen. Wir brauchen also noch etwas Zeit, um den Tag heute wirklich zu verarbeiten. Daher sind wir beide froh, dass es übermorgen früh nach Fiji geht und wir aus dieser Stadt rauskommen. So haben wir uns den Abschluss unserer Südamerikareise sicher nicht vorgestellt!

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Immer noch in Araukanien…

Melde mich aus Pucon mit der Frage: Was haben Pucon und Unterhaching gemeinsam?

Antwort: Es schüttet wie aus Kübeln…

Naja, es ist eben Frühling hier, und wer sattgrüne Landschaften bewundern will, darf sich nicht beschweren, wenn es öfter mal regnet. In den letzten Tagen hatten wir ja Sonne. Und Jessica und Sebastian, die uns bei ihren Ausflügen mitgenommen haben. Ohne sie hätten wir deutlich weniger von der Gegend gesehen und deutlich weniger Spaß gehabt. Jetzt sind sie weg, weitergezogen, genauso wie die Sonne. Wir bleiben allein zurück und vermissen euch!

Da Pucon im Grunde ein reiner Touristenort ist und nur aus Unterkünften, Restaurants, Supermärkten und Anbietern von Touren und Ausflügen besteht, haben wir beschlossen, einen Tag früher zurück nach Santiago zu fahren. Da war’s nämlich schöner. Und mein ganz privates Erfolgserlebnis: Ich hab’s geschafft, bei der nur Spanisch sprechenden Dame von Turbus unsere Bustickets von Sonntag ab Curacautin auf Samstag ab Temuco umzubuchen. 🙂

Hier ist es gerade auch ziemlich kalt und wir haben leider keine Heizung im Zimmer. Deshalb schlafen wir mit drei Bettdecken, da ist dann beim Aufwachen nur die Nasenspitze kalt… Das Zimer ist übrigens so groß wie das Bett plus 30 Zentimeter rundrum. Im Zickzack quer drübergespannt die Wäscheleine, unsere Sachen an der Wand aufgereiht, damit man einigermaßen durchgehen kann – es sieht ziemlich lustig aus. 🙂 Aber es ist eben ein Backpackerhostel und kein Hotel mehr. Wir haben auch zwei Badezimmer für etwa 14 Leute und eiskaltes Wasser am Waschbecken (so, dass nach zwei Sekunden die Finger schmerzen). Aber immerhin haben die Duschen meistens warmes Wasser. Und dank Gemeinschaftsküche können wir hier Cornflakes aus dem Supermarkt zum Frühstück essen und uns das Geld für ein fertiges Frühstück sparen. Abends kochen ist allerdings schwierig, weil dann viel Betrieb herrscht. Das ist dann wieder der Vorteil eines Touristenorts: Man findet immer etwas, wo man günstig essen kann.

Mal schauen, wie das Wetter morgen wird. Wir sind soweit genesen, dass wir sogar schon wieder überlegt haben, uns Fahrräder auszuleihen. Manche lernen es halt nie. 😉 Und sonst gibt es auch hier um Pucon jede Menge Thermen. Ach ja, warmes Wasser ist schon was schönes…

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Araukanien – was bisher geschah…

Was haben wir nun bisher so gemacht? Tja, schon unsere Ankunft war einigermaßen turbulent. Wir kamen am Montag morgen nach achteinhalb Stunden Fahrt mit dem Nachtbus aus Santiago in Curacautin an. Es war etwa halb sieben, es war kalt – und es war sehr einsam um uns rum. Alle Geschäfte hatten noch geschlossen, kein Auto war unterwegs. Nur die storchenartigen Vögel, die es hier überall gibt, fingen einer nach dem anderen an, von den Dächern herunterzukrächzen. Was für ein schöner Willkommensgruß! Alles, was wir wussten, war, dass von Curacautin aus Busse zur Andenrose fahren, Haltestelle „Puente Manchuria“. Mithilfe eines Taxifahrers fanden wir auch tatsächlich den Weg zum Busbahnhof (wobei diese Bezeichnung eindeutig überdimensioniert ist). Nun muss ich kurz erwähnen, dass mein Spanisch zwar um einiges schlechter ist, als ich im Vorhinein gedacht hatte, dass die Chilenen es einem aber auch wirklich nicht leicht machen. Sie sprechen einen schnellen Singsang, lassen gern die letzten Silben weg und nuscheln überhaupt alles ganz furchtbar. Als ich also am Fahrkartenschalter meine sorgfältig zurechtgelegte Frage vorbrachte, ob von hier Busse zur Puente Manchuria fahren würden, ergoss sich ein kurzer, aber heftiger Wortschwall über mich, an dessen Ende ich den Fahrkartenmann wie ein verschrecktes Kaninchen mit großen Augen ansah und nur noch ein „No comprendo…“ rausbrachte – „Ich verstehe nicht.“ Mit Händen und Füßen konnte ich schließlich herausfinden, dass der erste Bus dorthin um neun fährt, wir also fast zwei Stunden zu warten hatten. Na toll! Nach nicht mal einer Stunde rannte dann aber der Fahrkartenmann raus und steckte uns samt Gepäck in einen Bus, der gerade angekommen war. Wir hatten zwar kein gutes Gefühl dabei ( wie war das mit neun Uhr?), aber er würde es wohl wissen. Nach etwa zwanzig Minuten Fahrt hielt der Bus plötzlich an und ehe wir uns versahen, standen wir samt Gepäck wieder auf der Straße. Der Busfahrer hatte nicht mal etwas verlangt. Als wir uns umsahen, dämmerte uns auch, warum: Wir standen vor dem falschen Hotel. Was auch immer da am Ende des Kieswegs war, es war nicht die Andenrose. Da wir nicht einmal wussten, ob wir die Straße weiter oder wieder zurück gehen mussten, blieb uns nichts anderes übrig, als zu dem Hotel zu gehen. Dort wurden wir von einer Frau empfangen, die eigentlich ganz nett war, allerdings einen großen Makel hatte – auch sie sprach Chilenisch. Also ergoss sich die nächste Wortdusche über uns, der wir nichts entgegen zu setzen hatten. Immerhin kannte sie die Andenrose und wir begriffen, dass wir die Straße etwa fünf Kilometer zurück gehen mussten. Der Busfahrer hatte uns also viel zu weit gefahren, wahrscheinlich hatte er uns zwischenzeitlich vergessen. Mussten wir jetzt wirklich mit unseren Koffern zurück latschen? Die Frau bemühte sich redlich um ein Gespräch, fuchtelte mit den Armen in der Gegend rum und sagte immer wieder etwas von einem „wu“. Offenbar würde uns dieses wu dabei helfen, zur Andenrose zu kommen. Und offenbar war dieses wu unten an der Straße zu finden. Schließlich gab sie auf und marschierte kurzerhand vor uns her zur Straße runter. Wir waren gespannt, denn anscheinend würden wir nun das mysteriöse wu sehen… Die Ernüchterung folgte auf dem Fuß, denn sie blieb vor der Bushaltestelle stehen! Das wu war also nichts anderes als ein Bus. (Versteht ihr jetzt, was ich mit furchtbarem Dialekt meine?) Immerhin wartete sie mit uns auf den nächsten Bus, der bereits nach wenigen Minuten kam – ich hatte ja befürchtet, ungefähr eine Stunde dazustehen und zu warten – und erklärte dem Busfahrer in aller Deutlichkeit, wo wir hinwollten. Nett von ihr. Wir fuhren also die Straße wieder zurück und kamen nach etwa fünf Minuten tatsächlich zu einem Schild „Andenrose“. Diesmal mussten wir zahlen, satte 1000 Pesos. Das sind zwar nicht mal zwei Euro, aber wie wir mittlerweile wissen, kann man für den Preis eigentlich deutlich weiter fahren. Egal, Hauptsache endlich da! Als wir zur Andenrose kamen, war allerdings sonst niemand da. Es gab keine Rezeption wie in den anderen Hotels, nur einen großen Raum, der gleichzeitig Restaurant und Aufenthaltsraum war. Wir stellten also unser Gepäck dort hinein und machten es uns in den Liegestühlen vor der Tür bequem. Irgendwann würde ja wohl jemand kommen… Ungefähr eine Stunde später durften wir dann Hans kennenlernen, den Wirt der Andenrose. Er hatte uns zwar schon in den Liegestühlen gesehen, uns aber für andere Gäste gehalten, die an diesem Morgen abreisten, und sich nur ein wenig gewundert, dass die ihr Gepäck schon runtergebracht hatten (es war natürlich unser Gepäck). Wie wir schnell gemerkt haben, ist er immer so zerstreut, vielleicht weil er immer mindestens fünf Sachen gleichzeitig macht und dabei gerne mal was durcheinandergeht. Wir bekamen also kurzerhand auch Frühstück serviert, wofür wir auch sehr dankbar waren, schließlich hatten wir zum letzten Mal am Sonntag mittag richtig gegessen.

An diesem Montag haben wir sonst nicht mehr viel gemacht außer in der Sonne liegen und lesen, denn die Nachtfahrt und die Aufregung am Morgen waren anstrengend genug. Wie schon erwähnt waren wir bis Mittwoch die einzigen Gäste und hatten das Hotel für uns. Am Dienstag wollten wir dann das schöne Wetter nutzen und ein wenjg wandern gehen. Wir gingen etwa eine Stunde bis zu einem Wasserfall, dann war Wandern auch schon wieder vorbei, denn Flo hatte Holz zum Schnitzen gefunden. Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich damit, auf verschiedenen Steinen zu sitzen (je nach momentanem Wunsch im Schatten oder in der Sonne) und mich in Geduld zu üben, aber irgendwann wurde es mir dann doch zu blöd und ich drängte zum Aufbruch. Eigentlich wollten wir dann noch mit dem Bus in das Dorf Lonquimay fahren, als wir aber an der Bushaltestelle standen, hielt plötzlich ein Auto in der anderen Richtung an und wollte uns offensichtlich mitnehmen. Hans hatte uns schon gesagt, dass man hier überall gut per Anhalter unterwegs sein könne, nun wurden wir sogar quasi unfreiwillig zum Anhalter gemacht. Wir entschieden uns spontan, aus Spaß mitzufahren, und kamen so wieder nach Curacautin, also genau in die entgegengesetzte Richtung wie Lonquimay. Da wir sowieso ein paar Dinge einzukaufen hatten und Curacautin von unserer Unterkunft aus die nächste Einkaufsmöglichkeit ist, passte uns das aber ganz gut. Zurück ging es dann mit dem Bus, der uns diesmal auch tatsächlich an der richtigen Haltestelle rausließ.

Am Mittwoch dann wettermäßig ein harter Kontrast zu den beiden vorherigen Tagen, statt strahlendem Sonnenschein Dauerregen. Besonders schlimm fanden wir das aber nicht, so hatten wir wenigstens Zeit, um ein paar liegengebliebene Dinge zu erledigen: Wäsche waschen, Fotos sichern und in den Blog hochladen, nebenbei Karten spielen oder kniffeln. So einen „faulen“ Tag hatten wir auf unserer ganzen Reise noch nicht gehabt, einfach mal kein Programm haben und dabei auch nicht das Gefühl haben, etwas zu verpassen.
Da es am Donnerstag immer noch regnete, ich aber dann doch nicht zwei Tage nur rumsitzen wollte, entschieden wir, in die Therme von Malalcahuello zu gehen. Hier im Vulkangebiet gibt es nämlich auch jede Menge heiße Quellen. Der Eintrittspreis ist zwar mit umgerechnet 23 Euro pro Person ganz ordentlich, wir haben es aber trotzdem nicht bereut. Stundenlang im heißen Wasser schwimmen und sich von den Blubberdüsen den Rücken massieren lassen – schööön! Gegen 14 Uhr hatten wir dann sogar das exklusive Vergnügen, die Therme für uns allein zu haben, denn alle anderen Besucher gingen zum Mittagessen. Eine Stunde später war es aber wieder vorbei mit der Ruhe, denn da rückte eine ganze Schulklasse an.

Am Freitag stand dann eine Jeeptour durch den Nationalpark Conguillo auf dem Programm. Warum man dafür einen Jeep braucht, haben wir schnell gemerkt, als wir dank miserabler Straßenverhältnisse im Auto auf- und abhüpften wie zwei Gummibälle. Durch den Regen der letzten zwei Tage kamen wir auch immer wieder an riesige Pfützen, durch die der Jeep hindurchpflügte. Apropos Regen: Den hatten wir leider auch größtenteils. Das trübte die Freude an dem Ausflug etwas, vor allem weil die eigentlich so tollen Aussichten auf die Seen und Vulkane natürlich bei grauem Wolkenhimmel nicht wirklich toll waren. Aber wir sind ja schon seit Rio dran gewöhnt, kein Glück mit den Aussichten zu haben (Ausnahme: Machu Picchu). Es war aber trotzdem beeindruckend, durch diese seltsame Landschaft zu fahren, die von den Vulkanen geformt wurde. Es gibt riesige schwarze Lavafelder, die wie aus einer anderen Welt aussehen und in denen man Brocken findet, bei denen man sich kaum vorstellen kann, dass die tatsächlich mal vom Vulkan durch die Luft geschleudert wurden. Der letzte Ausbruch des Llaima (der zweitaktivste Vulkan Südamerikas) war übrigens 2008, ist also noch gar nicht lange her.
Am Samstag war das Wetter wieder etwas besser. Daher wollten wir endlich unseren Plan in die Tat umsetzen und eine Fahrradtour machen. Mit geliehenen Mountainbikes machten wir uns auf den Weg zur Laguna Blanca, einem angeblich sehr schönen See in den Bergen. Was für eine bescheuerte Idee! 25 Kilometer sind es von der Andenrose bis zum Eingang des Privatgrundstücks, auf dem der See liegt. Davon sind allerdings nur fünf auf der Teerstraße, der Rest geht über bucklige Schotterpisten und die meiste Zeit bergauf. Uns tat natürlich bald alles weh, vor allem der Allerwerteste bestand gefühlt nur noch aus Schmerzrezeptoren. Mehrmals waren wir drauf und dran, aufzugeben, kämpften uns aber tapfer weiter, bis wir nach etwa dreieinhalb Stunden Fahrt (die letzten beiden Kilometer praktisch nur noch schiebend) endlich bei diesem Grundstück ankamen. So weit, so weh – nur war es dann schon zu spät, um noch die letzten sieben Kilometer bis zum See zu gehen. Die Straße, das wussten wir vorher schon, war nämlich ab dort zu schlecht zum Fahrradfahren, wir hätten aber eh keinen Meter weiterfahren können. Also machten wir nur Pause, unterhielten uns mit einem Praktikanten aus Köln, der auf dem Grundstück arbeitet – es ist ein seeehr großes Grundstück – und machten uns dann quasi unverrichteter Dinge wieder auf den Heimweg, ohne die Laguna Blanca gesehen zu haben.  Für den Heimweg brauchten wir glücklicherweise nur ungefähr eine Stunde, denn es ging ja jetzt die meiste Zeit bergab. Allerdings ist bergabfahren auf einer Buckelpiste mit ungefedertem Mountainbike und eh schon geschundenem Körper auch nicht ganz so lustig… An diesem Abend hatten wir uns das Essen wirklich verdient!

Ja, und heute waren wir mit einem anderen deutschen Paar unterwegs, das wir hier im Hotel kennengelernt haben. Die haben einen Pickup als Mietwagen und uns angeboten, sie zu begleiten. Wenn wir nochmal herkommen würden, würden wir uns auf jeden Fall auch ein Auto nehmen, denn ohne versäumt man einfach zu viel. Immer auf die unzuverlässigen Busse angewiesen zu sein, ist nervig, und zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommt man ja nicht wirklich weit. Nun ratet mal, wo wir mit ihnen hingefahren sind? Genau, zur Laguna Blanca! Es war wirklich interessant, den gleichen Weg nochmal mit dem Auto zu fahren und dabei zu wissen, dass man das alles mit dem Fahrrad geschafft hat. Ja, wir waren schon ein bisschen stolz auf uns. 🙂 Und diesmal haben wir dann auch den See gesehen, der wirklich sehr schön zwischen den Bergen liegt.

So, jetzt wisst ihr, was man in einer Woche Araukanien so alles machen kann. Morgen fahren wir dann wieder mit dem anderen Paar weiter nach
Pucon. Das hat sich zufällig so ergeben, dass die auch am Montag dorthin fahren, was für uns natürlich sehr praktisch ist, weil wir sonst wieder stundenlang mit Bussen durch die Gegend gegurkt wären. In Pucon bleiben wir dann noch eine Woche, auch von dort aus kann man Wanderungen in den Nationalparks machen (von denen gibt’s hier jede Menge) und die Natur genießen. Hoffentlich bleibt das Wetter jetzt länger schön. Sonst hab ich eben wieder viel Zeit, um Fotos hochzuladen. 😉

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Araukanien – Vorspann

Nun sind wir ja schon fast eine Woche in Araukanien und haben auch schon jede Menge erlebt. Es wird also höchste Zeit für eine Zusammenfassung der Ereignisse. Nur klappt das mit dem Bloggen hier nicht so gut wie sonst, erstens weil wir kein Internet im Zimmer haben und zweitens, weil wir dafür abends etwas anderes haben, was bisher gefehlt hat – nämlich Gesellschaft. Wir waren zwar die ersten drei Tage alleine in der „Andenrose“, aber Hans, unser Wirt, kommt auch aus Bayern, weshalb die Kommunikation prächtig funktioniert (eine Seltenheit auf unserer bisherigen Reise). Zudem ratscht er gerne und lange, vor allem abends nach dem Essen, wenn die Küchenarbeit für ihn erledigt ist. Da bleibt nicht mehr so viel Zeit für’s Bloggen.
Eine Frage, die sich vermutlich jeder von euch gestellt hat: Was genau ist eigentlich Araukanien? Das ist aber nicht weiter schlimm, denn wir hatten auch keine Ahnung, bevor wir Anfang des Jahres auf der Reisemesse free eine Werbebroschüre in die Hand gedrückt bekommen haben. Darin waren jede Menge schöne Bilder von Wäldern, Seen, Bergen und glücklich lächelnden Wanderern und Mountainbikern abgedruckt und so haben wir kurzerhand beschlossen, unsere Zeit in Chile dort zu verbringen. Um jetzt die Frage zu beantworten: Araukanien ist eine von (ich glaube) zwölf Regionen Chiles. Vielleicht in etwa vergleichbar mit einem deutschen Bundesland. Die Hauptstadt Araukaniens heißt Temuco. In dieser Region leben noch viele Angehörige des Volks der Mapuche, leider ist das Zusammenleben von Mapuche und Chilenen aber nicht immer friedlich. Der Name Araukanien kommt übrigens von den Araukarien, die hier wachsen. Araukarien wiederum sind Bäume, die unglaublich groß und mehrere tausend Jahre alt werden können – quasi die chilenische Version der berühmten Mammutbäume in den USA.

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Neue Fotos

Die letzten zwei Tage hatten wir hier strahlenden Sonnenschein und einen dermaßen blauen Himmel, dass es schon fast unnatürlich aussah. Heute aber herrscht hier ähnliches Wetter wie zuhause: Es regnet seit heute morgen fast durchgehend. Das gibt mir die Gelegenheit, endlich das Fotoalbum zu aktualisieren. Wie schon bekannt, fehlt leider ein großer Teil unserer bisherigen Reise wegen der blöden kaputten Speicherkarte. Im einzelnen sind das die Fotos von Cusco, dem Heiligen Tal, Machu Picchu, Puno und den Uros (die schwimmenden Inseln auf dem Titicacasee). Aber immerhin könnt ihr jetzt Fotos aus Lima, Copacabana, La Paz und Santiago anschauen.

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Erstes Zwischenfazit

So, wir sind ja mittlerweile in Araukanien angekommen. Damit ist der erste Teil unserer Reise, die vorher gebuchte All-inclusive-Tour mit Unterkünften, Transporten und jeder Menge Besichtigungen, abgeschlossen. Zeit für ein erstes Zwischenfazit – und das fällt ehrlich gesagt eher ernüchternd aus!
Von Brasilien haben wir ja nur winzigkleine Ausschnitte gesehen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dieses riesige Land nochmal länger zu bereisen, auch in den Norden fahren, ein Stück den Amazonas entlangschippern usw. Soweit ganz gut.
Bei Peru und Bolivien muss ich dagegen sagen, dass auf meiner Reiseliste noch ungefähr 190 andere Länder kommen, bevor ich wieder dorthin fahren würde. Zwei Wochen haben gereicht, um für einen gewissen Überdruss zu sorgen: Wir haben uns einfach sattgesehen an den ewigen roten Ziegelhäusern in den Städten und braunen Lehmhäusern auf dem Land, von denen ein großer Teil aus steuerlichen Gründen nie fertiggestellt wird, an den Haufen von Plastikmüll, die überall liegen, sogar dort, wo weit und breit keine menschliche Siedlung zu sehen ist, an den Frauen mit Charlie-Chaplin-Hüten und bunten Tragetüchern, die einem entweder garantiert echte Alpakawollpullover oder Plastikponchos oder Halsketten oder alles zusammen verkaufen wollen, an den Kindern in andiner Tracht mit Lämmchen oder Lamababy auf dem Arm, die Fotos mit sich anbieten – natürlich gegen Bares. Wir haben uns auch sattgehört an dem ununterbrochenen Verkehrslärm, dem Gehupe und Geschrei, und an der unvermeidlichen Panflötenmusik, mit der man in sämtlichen Lokalen, Hotellobbies und sogar Reisebussen beschallt wird, wobei übrigens ABBAs Chiquitita und Simon & Garfunkels El Condor Pasa ganz weit oben auf der Hitliste liegen.
Das klingt natürlich erstmal niederschmetternd, soll aber auf keinen Fall heißen, dass wir die Reise bereuen würden. Wir sind für alle Erfahrungen dankbar, die wir bisher machen durften. Nicht zuletzt – und das meine ich ganz ernsthaft – haben sie uns gezeigt, wie gut wir es zuhause haben und wie hoch unser Lebensstandard in Deutschland tatsächlich ist.
Und es gab ja auch einige wirklich positive und interessante Dinge. Die peruanische bzw. bolivianische Küche zum Beispiel. Ich hab Alpakasteak und paniertes Lamaschnitzel mit Kartoffelpüree aus einer der dreitausendnochwas heimischen Kartoffelsorten gegessen und es war so lecker! Und vor allem hab ich Quinoa für mich entdeckt und mir schon fest vorgenommen, zuhause ein paar Rezepte rauszusuchen und auszuprobieren. Quinoa ist, soweit ich weiß, auch bei uns erhältlich, z.B. im Reformhaus.
Auch die Religion ist sehr interessant, eine spannende Mischung aus christlichen und vorchristlichen, indigenen Elementen. So wird beispielsweise die Jungfrau Maria meist mit langem, dreieckigem Mantel dargestellt und symbolisiert damit gleichzeitig Pachamama, die Mutter Erde. Die Kirchen sind oft voll mit Spiegeln, die das Sonnenlicht reflektieren und die Verehrung für Inti, die Sonne, die als Gottheit gesehen wird, ausdrücken. Ja ja, Reisen bildet! Und dieses ganze Wissen ist garantiert wertvoller als das Wissen um den Unterschied zwischen einer einfachen und einer hierarchischen Regressionsanalyse…
Also halten wir fest: Um zu wissen, wie etwas ist, muss man es selbst erlebt haben, und genau das dürfen wir jeden Tag tun – Dinge erleben und dann für uns selbst entscheiden, ob sie uns gefallen oder nicht. So kann es weitergehen!

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Verdächtigt

Dass man seinen Koffer und das Handgepäck auch nach dem Fliegen in den Scanner stecken muss, daran haben wir uns ja schon fast gewöhnt. Vermutlich suchen sie nach Waffen, da haben wir nichts zu befürchten. Aber heute, bei der Einreise nach Chile, wussten wir aufgrund diverser Durchsagen und Infozettel bereits, dass sie nach Pflanzen- und Tierprodukten aller Art suchen. Zum Schutz der chilenischen Flora und Fauna. Da wir natürlich noch unsere Kekse dabei hatten, waren wir uns nicht 100% sicher, ob wir unbehelligt durch die Kontrolle kommen würden. Als dann der vierte Offizielle nach meinem Rucksack fragte, dachte ich natürlich: Super, die Kekse! Aber er meinte meinen großen Rucksack und wollte wissen ob Essen drin wäre. War aber nicht. Also mach ich erstmal die Seitentasche auf, auf die er zeigt. Da ist mein Taschenmesser, meine Brillendose und mein Fahrtenmesser drin. Letzteres schaut er sich genauer an und ich denk mir schon: Wehe du hast damit ein Problem, das Messer ist mir heilig. Und nur weil der Griff aus Birkenholz ist geb ich das bestimmt nicht her. Dann meint er: Hm, nice! Und gibt es mir zurück.

In der unteren Tasche wurden wir dann fündig. Ich wollte gerade die Medikamententasche rausholen da hab ich plötzlich das Cross-Boccia Set in der Hand. Das halte ich ihm hin und er nickt. Mit was die Säckchen gefüllt wären? Ich habe keine Ahnung. Na dann, passt. Dankeschön. Nochmal Glück gehabt.

Im Hotel angekommen will ich meine Sachen auspacken. Beim Öffnen des Hauptfachs fällt mir schon auf, dass es nicht richtig zugemacht ist. Und drinnen: alles einfach wild reingeschmissen. Dinge die zu unterst waren, liegen jetzt oben auf. Klamotten die mal gefaltet waren sind jetzt geknüllt. Das ist schon irgendwie dreist.

Nur weil wir aus Bolivien kommen.

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