So, wir sind ja mittlerweile in Araukanien angekommen. Damit ist der erste Teil unserer Reise, die vorher gebuchte All-inclusive-Tour mit Unterkünften, Transporten und jeder Menge Besichtigungen, abgeschlossen. Zeit für ein erstes Zwischenfazit – und das fällt ehrlich gesagt eher ernüchternd aus!
Von Brasilien haben wir ja nur winzigkleine Ausschnitte gesehen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dieses riesige Land nochmal länger zu bereisen, auch in den Norden fahren, ein Stück den Amazonas entlangschippern usw. Soweit ganz gut.
Bei Peru und Bolivien muss ich dagegen sagen, dass auf meiner Reiseliste noch ungefähr 190 andere Länder kommen, bevor ich wieder dorthin fahren würde. Zwei Wochen haben gereicht, um für einen gewissen Überdruss zu sorgen: Wir haben uns einfach sattgesehen an den ewigen roten Ziegelhäusern in den Städten und braunen Lehmhäusern auf dem Land, von denen ein großer Teil aus steuerlichen Gründen nie fertiggestellt wird, an den Haufen von Plastikmüll, die überall liegen, sogar dort, wo weit und breit keine menschliche Siedlung zu sehen ist, an den Frauen mit Charlie-Chaplin-Hüten und bunten Tragetüchern, die einem entweder garantiert echte Alpakawollpullover oder Plastikponchos oder Halsketten oder alles zusammen verkaufen wollen, an den Kindern in andiner Tracht mit Lämmchen oder Lamababy auf dem Arm, die Fotos mit sich anbieten – natürlich gegen Bares. Wir haben uns auch sattgehört an dem ununterbrochenen Verkehrslärm, dem Gehupe und Geschrei, und an der unvermeidlichen Panflötenmusik, mit der man in sämtlichen Lokalen, Hotellobbies und sogar Reisebussen beschallt wird, wobei übrigens ABBAs Chiquitita und Simon & Garfunkels El Condor Pasa ganz weit oben auf der Hitliste liegen.
Das klingt natürlich erstmal niederschmetternd, soll aber auf keinen Fall heißen, dass wir die Reise bereuen würden. Wir sind für alle Erfahrungen dankbar, die wir bisher machen durften. Nicht zuletzt – und das meine ich ganz ernsthaft – haben sie uns gezeigt, wie gut wir es zuhause haben und wie hoch unser Lebensstandard in Deutschland tatsächlich ist.
Und es gab ja auch einige wirklich positive und interessante Dinge. Die peruanische bzw. bolivianische Küche zum Beispiel. Ich hab Alpakasteak und paniertes Lamaschnitzel mit Kartoffelpüree aus einer der dreitausendnochwas heimischen Kartoffelsorten gegessen und es war so lecker! Und vor allem hab ich Quinoa für mich entdeckt und mir schon fest vorgenommen, zuhause ein paar Rezepte rauszusuchen und auszuprobieren. Quinoa ist, soweit ich weiß, auch bei uns erhältlich, z.B. im Reformhaus.
Auch die Religion ist sehr interessant, eine spannende Mischung aus christlichen und vorchristlichen, indigenen Elementen. So wird beispielsweise die Jungfrau Maria meist mit langem, dreieckigem Mantel dargestellt und symbolisiert damit gleichzeitig Pachamama, die Mutter Erde. Die Kirchen sind oft voll mit Spiegeln, die das Sonnenlicht reflektieren und die Verehrung für Inti, die Sonne, die als Gottheit gesehen wird, ausdrücken. Ja ja, Reisen bildet! Und dieses ganze Wissen ist garantiert wertvoller als das Wissen um den Unterschied zwischen einer einfachen und einer hierarchischen Regressionsanalyse…
Also halten wir fest: Um zu wissen, wie etwas ist, muss man es selbst erlebt haben, und genau das dürfen wir jeden Tag tun – Dinge erleben und dann für uns selbst entscheiden, ob sie uns gefallen oder nicht. So kann es weitergehen!
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