Tag 149 – Lagebericht

Seit drei Tagen sind wir jetzt wieder da – aber richtig eingewöhnt hab ich mich noch nicht. Flo hat da weniger Probleme als ich, vor allem mit der Zeitverschiebung. Ich bin nachmittags schon immer so müde, dass ich am liebsten ins Bett gehen würden. Immerhin wusste ich aber heute morgen gleich, wo ich bin. Die letzten beiden Tage dachte ich beim Aufwachen, dass ich in irgendeinem Hotel in Kambodscha bin, und brauchte immer ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass die Reise vorbei ist und ich zuhause in meinem eigenen Bett liege. Ich schaue auch öfter mal auf die Uhr und überlege, wie spät es zuhause ist – und dass ich jetzt nicht mehr abends bloggen kann, wenn ich will, dass ihr morgens was zu lesen habt, muss auch erst noch in meinen Kopf. Am schlimmsten ist aber, dass ich ständig denke, es wäre Oktober. Anscheinend möchte mein Gehirn an die letzten Erinnerungen von zuhause anknüpfen und die Reise kommt mir manchmal vor wie ein sehr langer Traum. Ich habe tatsächlich schon mehrmals überlegt, wie wohl Weihnachten dieses Jahr (also eigentlich letztes Jahr) wird. Und dass ich mich langsam mal um ein Geburtstagsgeschenk für Flo kümmern sollte, weil wir eben nicht Oktober, sondern März haben, vergesse ich auch immer wieder.

Eine Sache, die uns aktuell sehr mitnimmt, ist das verschollene Flugzeug der Malaysia Airlines. Natürlich wäre jede Nachricht eines Flugzeugunglücks so kurz nach der Reise ein Schrecken, aber durch die vielen direkten Bezüge ist es noch viel beklemmender. Schließlich sind wir auf den Tag genau einen Monat zuvor an eben jenem Flughafen in Kuala Lumpur in ein Flugzeug eben jener Fluggesellschaft gestiegen. Und auch wenn dieser Flug nach Peking gehen sollte und nicht nach Vietnam wie unserer, so ist das Flugzeug doch vor der Küste Vietnams verschwunden. „Es hätten wir sein können!“ – dieser Gedanke kommt uns jedesmal, wenn wir wieder etwas dazu in den Nachrichten hören. Vielleicht hat uns sogar eine der nun vermissten Stewardessen vor einem Monat noch unser Essen serviert. Dieser Vorfall macht uns auf jeden Fall deutlich, wie glücklich unsere Reise verlaufen ist, wie wenig uns tatsächlich passiert ist und wie dankbar wir dafür sein müssen. Das schlimmste Ereignis war ja der Rucksackraub in Santiago – der Verlust der Kamera mit den Speicherkarten schmerzt zwar noch immer, aber wie gering ist das natürlich im Vergleich zu einer solchen Tragödie wie dem verschollenen Flugzeug.

Wir sind also – abgesehen von den oben erwähnten Problemchen bei der Wiedereingewöhnung – sehr froh, wieder zuhause zu sein. Weniger gefährlich, weniger fordernd, viel komfortabler und endlich wieder mit dem Gefühl, eine richtige Basis zu haben. Gleich nach unserer Ankunft haben wir uns übrigens erstmal ein gutes Glas Leitungswasser gegönnt, echtes Münchner Wasser, das man einfach so aus dem Hahn trinken kann – herrlich! 🙂

Die nächsten Tage werden dann aber nochmal richtig stressig. Es ist noch nicht mal die ganze Wäsche von der Reise gewaschen und der Kleiderschrank, den ich wegen unserer Untermieter ausräumen musste, wieder vollständig eingeräumt, da steht schon das nächste Großprojekt an: Wir bekommen diese Woche nämlich eine neue Küche. Und damit das alles garantiert nicht zu leicht wird, sind wir auch noch beide erkältet. Aber es hätte mich eigentlich gewundert, wenn wir nicht krank geworden wären, denn wenig Schlaf + viel Stress + Temperatursturz kann eigentlich nur Erkältung ergeben.

Unsere Katzen haben uns immerhin sehr wohlwollend wieder aufgenommen. Ich hatte mit einer längeren Phase des Beleidigtseins gerechnet, mindestens so lang wie früher, wenn wir aus dem Sommerurlaub gekommen sind. Aber offenbar hat die Taktik mit den durchgehend anwesenden Ersatzdosenöffnern funktioniert, zumal wir sehr gute Ersatzdosenöffner auftreiben konnten. Ein dreifaches Hoch auf Christine und Martin für die ausgezeichnete Betreuung von Wohnung und vierbeinigen Bewohnern! 🙂

Wenn sich die erste Stresswelle mal gelegt hat, kommen wir hoffentlich auch bald dazu, die Nachbereitung der Reise anzugehen. Fast jeder, den wir wiedersehen, fragt uns, wann denn der Termin für die Fotopräsentation sei. Eigentlich sollte ja der Blog dazu dienen, alle Interessierten über die Reise zu informieren, so dass wir nachher nicht hundert Mal dieselben Geschichten erzählen müssen (die wir möglicherweise eh schon nicht mehr richtig wissen). Aber anscheinend würde es sich trotzdem lohnen, einen Vortrag zu erarbeiten, da das Interesse noch so groß ist. Dazu müssen wir uns aber erstmal durch unsere 16 GB Fotos kämpfen… Ich habe auch schon viele Rückmeldungen zu unserem Blog bekommen, wobei es zwei Fraktionen gibt: Die einen sagen, sie hätten an sich schon mitgelesen, aber die Beiträge wären immer viel zu lang zum Lesen gewesen, die anderen loben den flüssigen Erzählstil und die ausführlichen Schilderungen. Naja, die Lesemuffel hatten ja zumindest Flos Beiträge, die waren selten mehr als ein paar Sätze lang. 😉 Ich habe sogar schon mehrfach den Satz gehört: „Ich weiß gar nicht, was ich jetzt immer machen soll, wenn ich nicht mehr Blog lesen kann.“ Das schmeichelt mir natürlich, ich fürchte nur, dass ich keine entsprechende Alternative anbieten kann. Das Leben als Psychologiestudentin ist nun mal leider nicht annähernd so aufregend wie das als Weltreisende, es wäre also sehr selbstverliebt von mir, den Blog als dauerhafte Einrichtung weiterzuführen. Oder würdet ihr ernsthaft über jede Sbahnverspätung auf dem Laufenden gehalten werden wollen? 😉

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