Nun ist es also tatsächlich so weit: Unsere Heimreise steht direkt bevor. In etwa sechs Stunden startet der Flieger in Bangkok, dann trennen uns noch 17 Stunden von München, unseren Familien und Freunden und unserem Zuhause. Bildlich gesprochen ist der riesige Eisberg Weltreise, der vor fünf Monaten vor uns aufragte und uns unendlich schien, zu einem kümmerlichen Eisklümpchen zusammengeschmolzen und wir können uns kaum vorstellen, dass er einmal so groß war. Und während wir uns unterwegs ja oft nach Hause wünschten und diesen letzten Tag herbeisehnten, mischt sich jetzt, wo es wirklich nach Hause geht, ein wenig Wehmut in die Vorfreude. Ein kleines bisschen schade finden wir es dann doch, dass unser Abenteuer nun vorbei ist, denn wie uns unzählige Male gesagt wurde: So etwas macht man nur einmal im Leben und daran werden wir uns unser ganzes Leben lang erinnern.
Der Vollständigkeit halber will ich aber noch ein paar Worte zu Kambodscha sagen, schließlich soll unser letztes Reiseland nicht vor lauter Heimreise untergehen. Wenn es nicht so furchtbar heiß und schwül gewesen wäre, hätten wir uns sicher gewünscht, weniger Vietnam und mehr Kambodscha gemacht zu haben. Denn was ich am Anfang schon mal als ersten Eindruck erwähnt habe, hat sich bestätigt: Die Menschen dort sind viel freundlicher und offener, man fühlt sich einfach wohler. Dabei ist Kambodscha ein bitterarmes Land und hat immer noch unter den Folgen der jahrzehntelangen Bürgerkriege und der vierjährigen Schreckensherrschaft der Roten Khmer in den 70er Jahren zu leiden. Trotzdem haben wir keine Feindseligkeit oder Missgunst gespürt, die Menschen waren ehrlich dankbar für unser Trinkgeld und haben nie von sich aus etwas von uns gefordert. Ganz anders war es in Vietnam, wo sich uns mehrmals jemand in den Weg gestellt hat und uns nur gegen ein Trinkgeld (das natürlich in solchen Fällen kein wirkliches Trinkgeld mehr ist) vorbeilassen wollte. Vielleicht ist es auch nicht richtig, immer Vietnam und Kambodscha zu vergleichen, aber wir hatten vorher eben gedacht, dass diese beiden Länder sich sehr ähneln würden und waren überrascht über die großen Unterschiede vor allem im zwischenmenschlichen Bereich. Ein letzter Vergleich (ja, einmal vergleiche ich noch) macht das nochmal besonders deutlich. Wir hatten ja für unsere drei Tage Angkor einen Tuktukfahrer namens Mr. Theoun, der uns von unserem Hotel vermittelt worden war. Mr. Theoun fuhr uns aber nicht nur durch die Gegend, sondern hatte noch zusätzliche Serviceangebote in Form von gekühltem Wasser und Erfrischungstüchern auf Lager. Das Lustige war, dass seine Kühlbox aus einer Styroporkiste bestand, in die er morgens einen großen Eisblock legte. Der hielt den hohen Temperaturen aber natürlich auch nicht ewig stand, so dass die Wasserflaschen und Erfrischungstücherpackungen in der Kiste am Nachmittag immer wie Fische in einem Aquarium herumschwammen. Mr. Theoun bot uns also nach jedem einzelnen Tempel (und oft schon davor) Wasser an, auch wenn wir noch so oft versicherten, dass wir genug dabei hätten. Mir kam diese Beharrlichkeit irgendwann verdächtig vor, ich konnte nicht glauben, dass er wirklich so besorgt um uns war und vermutete, dass er uns am Ende eine Liste präsentieren würde, auf der jede Wasserflasche und jedes Erfrischungstuch genau abgerechnet würden. Denn – und nun kommt der Vergleich ins Spiel – ich hatte noch allzu gut den Rikschafahrer in Hanoi im Gedächtnis, der uns über den Tisch ziehen wollte. Wir hatten ihn für eine Fahrt um den Hoan Kiem See gebucht, weil wir einmal Rikscha fahren wollten, und (noch) gutgelaunt seinen Preis von 200.000 Dong akzeptiert, obwohl wir wussten, dass das viel zu viel war. Nach der Fahrt gab ihm Flo in einem Anfall von Großzügigkeit sogar noch 10.000 Dong Trinkgeld obendrauf, und ironischerweise wurde dem Rikschafahrer das zum Verhängnis. Er hielt uns nämlich plötzlich auf, als wir schon gehen wollten, und streckte uns drei Zehntausender hin. Erst nach einer Weile begriffen wir, dass er behauptete, wir hätten ihm statt Hunderttausender Zehntausender gegeben – diese beiden Scheine sehen sich tatsächlich sehr ähnlich. Flo hätte zwar nicht beschwören können, dass er die richtigen Scheine gegeben hatte, er wusste aber hundertprozentig, dass er zwei verschiedene Scheinarten gegeben hatte. Drei Zehntausender konnten also nicht stimmen. Als der Fahrer merkte, dass wir nicht auf seinen Trick hereinfielen, behauptete er in einem zweiten, sehr erbärmlichen Versuch, die 200.000 Dong seien pro Person gedacht gewesen, worauf wir uns gar nicht mehr einließen, denn das war nun wirklich zu offensichtlich. Unsere gute Laune aber war dahin. Diese negative Erfahrung übertrug ich nun auf unseren Tuktukfahrer – und tat ihm damit furchtbar Unrecht, denn am Ende verlangte er nur den vorher vereinbarten Preis und berechnete weder das Wasser noch die Tücher noch die Leckereien von den Straßenständen, die er uns gekauft hatte. Als wir den Gesamtbetrag von 74 Dollar auf 85 aufstockten, strahlte er richtig, bedankte sich immer wieder dafür, dass wir ihn drei Tage gebucht hatten (und ihn damit drei Tage vor bangem Warten auf Kundschaft bewahrt hatten) und meinte, wir würden damit seiner Tochter helfen. Dazu muss man wissen, dass viele Kambodschaner gerade mal ein Jahreseinkommen im dreistelligen Dollarbereich haben, 85 Dollar in dreieinhalb Tagen ist also ein sehr ordentlicher Verdienst. Aber wir gaben ihm das Geld natürlich sehr gern, denn er war einer der freundlichsten Menschen, die wir auf unserer Reise getroffen haben. Erfahrungen wie diese haben dazu geführt, dass wir Kambodscha in sehr positiver Erinnerung behalten und auch weiterempfehlen (allerdings nur, wenn man mit den zweifelsohne sehr niedrigen Standards bezüglich Infrastruktur, Hygiene etc. zurecht kommt).
So, jetzt steht noch ein letztes Abendessen im Hotel an, dann fahren wir zum Flughafen. Den nächsten Bericht – vielleicht schon so etwas wie eine abschließende Bewertung oder Interpretation, vielleicht nur ein Kommentar zu unserer Heimkehr – werde ich schon von zuhause aus schreiben. Auch wenn dies also noch nicht das endgültige Ende ist, sagen wir schon mal Danke an alle treuen Leser. Wir freuen uns auf euch! 🙂