Melde mich aus Kaikoura an der Nordostküste der Südinsel. Laut meinem Reiseführer kommen vor allem „Tierfreunde“ hierher, denn man kann hier Robben, Wale, Delfine und jede Menge Seevögel, z.B. Albatrosse, beobachten. Das konnten wir gestern schon bei der Hinfahrt bestätigen, denn es gibt kurz vor Kaikoura die Möglichkeit, vom Highway aus eine Robbenkolonie zu sehen (natürlich mit Parkgelegenheit, man steht nicht direkt auf der Straße ;-)). Das war wirklich toll, denn von der süßen Babyrobbe bis zum alten Obermännchen, das sich vor lauter Speckschwarten kaum noch rühren konnte, war alles vertreten und die Robben lassen sich von den aufgeregt fuchtelnden und fotoschießenden Touristen (mich eingeschlossen) bei ihrem Tagesprogramm – bestehend aus sonnen, umdrehen, andere Seite sonnen, raufen, sonnen, schwimmen, sonnen, lustige Geräusche machen und nicht zu vergessen sonnen – nicht stören. Aber auch für Nichttierfreunde ist die Fahrt von Picton nach Kaikoura zu empfehlen, denn man fährt auf einer Straße zwischen zwei Welten: Links der Strand und das strahlend türkisblaue Meer, rechts Berge, teilweise schneebedeckt, teilweise dicht mit grünen Bäumen bewachsen. Als Grenze gibt es nur die Straße. Diese Mischung zweier Landschaften ist wirklich einmalig.
Tja, und heute stand dann Whalewatching auf dem Programm, denn dafür ist Kaikoura berühmt. Es gibt hier nämlich eine Unterwasserschlucht praktisch direkt vor der Küste, die vielen Meeresbewohnern als Lebensraum dient. Der Fokus der Whalewatchingtouren liegt dabei auf dem Pottwal, der durch seine enorme Größe natürlich besonders beeindruckend ist. Laut Veranstalter gibt es durchschnittlich ein bis zwei Pottwalsichtungen pro Tour, dazu kommen Sichtungen von anderen Walarten, Delfinen, Seevögeln, Robben – eben allem, was ich oben schon mal aufgezählt habe. Wenn keine Walsichtung stattfindet, bekommt man sogar einen Teil des Preises zurückerstattet. Besagter Preis ist allerdings mit 145 Dollar (umgerechnet fast 90 Euro) pro Person für die etwa dreistündige Tour auch mehr als saftig, so etwas teures haben wir auf der ganzen Reise noch nicht gemacht. Aber machen wollten wir es doch, denn Kaikoura ohne Whalewatching wäre wie Peru ohne Machu Picchu, also haben wir gestern einmal kräftig geschluckt und Plätze für heute mittag reserviert, wobei wir bei der Reservierung schon darüber informiert wurden, dass das Wetter nicht gerade günstig sein würde. Noch mehr als auf einen Wal hofften wir übrigens auf ein paar Delfine. Heute bei der Ankunft dann ein kurzer Schreck, denn es prangte ein rotes „Cancelled“ auf der Anzeigetafel, doch beraf das die Tour vor uns. Unsere Tour fand trotz schwerer See wie geplant statt, jedoch wurde allen, die zu Seekrankheit neigen, dringend empfohlen, sich entsprechend vorzubereiten, was mir etwas Angst machte, da ich auch gelegentlich Probleme damit habe. Unser Katamaran wurde denn auch von den Wellen ordentlich hin- und hergeworfen, was ich ziemlich lustig fand. Es erinnerte an Achterbahnfahren. Im Gegensatz zu mir fand Flo die Bootsfahrt aber schnell gar nicht mehr lustig, denn ihm wurde tatsächlich schlecht von dem Geschaukel. Dann die erste Aufregung: Ein paar Robben waren gesichtet worden. Sofort sprangen alle von ihren Sitzen auf und konnten von der Crew nur mit Mühe dazu gebracht werden, sich wieder hinzusetzen, bis das Schiff abgebremst hatte. Noch bevor aber überhaupt alle aus der Kabine rausgehen konnten, hatten sich die Robben schon wieder verzogen. Ich habe diese Infos übrigens auch nur aus zweiter Hand, denn von den Robben habe ich nicht mal ein Schnurrbarthaar gesehen, weil sie dummerweise auf der anderen Seite des Schiffs aufgetaucht waren. Also Kommando zurück, alle mussten wieder auf ihre Plätze. Nach einer Weile sahen wir vor uns zwei andere Whalewatchingboote im Wasser treiben – da musste irgendwas sein! Und was soll ich sagen: Unsere Erwartungen wurden noch übertroffen, denn wir hatten einen ganzen Delfinschwarm vor uns, dazu noch eine Gruppe kleiner Grindwale. Und die Delfine waren offenbar bestens gelaunt, sie schwammen direkt vor unserem Schiff hin und her, glitten delfinklischeemäßig in schönen Bögen über die Wasseroberfläche und einer sprang sogar mehrmals pirouettendrehend aus dem Wasser und ließ sich mit ordentlichem Klatschen wieder hineinfallen. Auf den Fotos, die ich schon hochgeladen habe, ist leider nicht allzu viel zu erkennen (ich hab eh schon die besten rausgesucht), weil es fast unmöglich war, auf dem stark schaukelnden Schiff im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken. Nach einer Weile fasziniertem An-die-Reeling-Drängen kam dann aber die Ernüchterung: Das Wetter hatte sich weiter verschlechtert, weshalb der Kapitän beschloss, die Tour abzubrechen und umzukehren. Da wir bis dahin keinen Pottwal gesichtet hatten, wurde uns tatsächlich eine Teilerstattung versprochen. Ich ging allerdings davon aus, dass diese nicht allzu hoch ausfallen dürfte, da wir ja jede Menge anderer Tiere gesehen hatten. Flo war es sowieso recht, dass wir nicht weiter fuhren (seine Gesichtsfarbe hatte mittlerweile fast Cusco-Niveau erreicht) und ich war auch ganz froh, als ich die dicken schwarzen Wolken sah, die sich in der Zwischenzeit genähert hatten. Wieder an Land stellte ich mich also brav an der Kasse an, um unsere Teilerstattung abzuholen – und staunte nicht schlecht, als die Dame an der Kasse begann, ein ganzes Bündel Scheine abzuzählen und mir insgesamt fast 209 Dollar überreichte, wobei sie sich auch nochmal für die abgebrochene Tour entschuldigte! Ich bemühte mich, mein freundliches Lächeln nicht zu sehr in ein fettes Grinsen abgleiten zu lassen, als ich das Geld nahm, und bedeutete Flo, möglichst schnell und unauffällig das Gebäude zu verlassen (falls es sich doch um einen Irrtum handeln sollte). So hatten wir also eine erstklassige Delfin- und Walsichtung zu einem Spottpreis bekommen, nur weil kein Pottwal dabei gewesen war. Um ehrlich zu sein: Wir sind gar nicht besonders traurig, dass wir keinen gesehen haben. 🙂 Alle Touren nach uns wurden übrigens auch wieder abgesagt, weil das Wetter zu schlecht war. Wir hatten also ganz schön viel Glück heute. Ich hoffe mal, dass damit nicht unser ganzer Glücksvorrat für die nächste Zeit aufgebraucht ist…
Morgen fahren wir dann zurück in den Norden nach Nelson. Und an Weihnachten werden wir vermutlich in irgendeinem Ort rund um den Abel Tasman Nationalpark sein. Da gibt’s dann aber keine Tageswanderung wie im Tongariro, höchstens einen gemütlichen Spaziergang. 😉