Westcoast

Erstmal: Vielen Dank fuer die vielen lieben Ecards, die uns geschickt wurden. Leider sind die Benachrichtigungen dazu in meinem Spamordner gelandet, wo ich sie heute erst „entdeckt“ habe. Aber jetzt haben sie uns erreicht und wir haben uns auch nachtraeglich noch sehr gefreut. 🙂
Momentan sind wir ja an der Westkueste Richtung Sueden unterwegs. In diesem immerhin 500 Kilometer langen Landstrich zwischen Tasman Sea und Southern Alps lebt nur etwa ein Prozent aller Neuseelaender. Das heisst auch: Vorher lieber nochmal tanken und einkaufen, denn unterwegs gibt es kaum mal ein Dorf, das aus mehr als zwei oder drei Haeusern besteht. Mittendrin liegen aber zwei gutbesuchte touristische Attraktionen, naemlich der Franz-Josef-Gletscher und der Fox-Gletscher. Weil die ganzen Touristen, die dorthin wollen, natuerlich Unterkuenfte brauchen, sind praktischerweise gleich noch die passenden Orte dazu entstanden – Franz Josef Village und Fox Village. Und weil sich Franz Josef im Englischen so schoen lustig aussprechen laesst (naemlich Fraens Tschousef), heisst auch noch der Highway in diesem Abschnitt Franz Josef Highway. Kommt uebrigens tatsaechlich alles von dem beruehmten oesterreichischen Kaiser. 😉
Ja, und in jenem Franz Josef Village sind wir also untergekommen und haben heute – fleissig wie wir sind – gleich beide Gletscher besichtigt. Das war auch gar nicht so schwierig, denn von den einstmals sicher beeindruckenden Eismassen sind nur noch kuemmerliche graue Reste uebrig. Und daran ist sicher nicht nur die Jahreszeit schuld… Wir haben allerdings auch keine der unzaehligen Touren gebucht, bei denen man uebers Eis laeuft oder gar per Helikopter bis zum Gipfel fliegt, sondern sind die ganz normalen (und voellig kostenlosen) Wanderwege bis zum unteren Gletscherrand gegangen. Das hat uns gereicht.
Morgen fahren wir dann weiter nach Queenstown bzw. zumindest irgendwo in die Gegend. Die Weihnachtsferien, die ja hier gleichzeitig Sommerferien sind, kommen unserer bisher gut funktionierenden Strategie „erst vor Ort nach Unterkuenften suchen“ in die Quere, denn bis ins neue Jahr hinein sind die meisten der guenstigen Unterkuenfte komplett ausgebucht. Also muessen wir jetzt immer schauen, dass wir ueberhaupt noch irgendwo ein Zimmerchen (oder zumindest ein Bettchen) finden.
Ach ja, falls ihr euch fragt, warum ich keine Umlaute schreibe: Ich habe keine, denn ich sitze gerade vor einer englischen Tastatur. Es gibt naemlich kein Wlan in diesem Hostel, daher kann ich nicht von meinem Tablet aus schreiben. Ziemlich nervig zum Tippen, denn es fehlen ja nicht nur die Umlaute, sondern z.B. auch das scharfe s und die Buchstaben z und y sind vertauscht. Aber ich hoffe, ich hab jetzt alle Tippfehler gefunden. 🙂

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Frohe Weihnachten!

Wir wünschen allen Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten von Herzen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest! Ob im kleinen oder im großen Kreis – hoffentlich wird es ein wunderschöner Abend für euch!
Unser Weihnachtsfest im sehr kleinen Kreis ist schon vorbei. Wir waren indisch essen und haben Geschenke ausgetauscht. Ich hatte meines noch zuhause vorbereitet und musste es nur zwei Monate vor Flo verstecken, was auch geklappt hat. Er hat den schwierigeren Weg gewählt und sich unterwegs um Geschenke gekümmert, was natürlich als Überraschung fast unmöglich ist, wenn man 24 Stunden am Tag zusammen ist. Aber auch er hat es geschafft und so konnten wir uns gegenseitig schön beschenken.
Eigentlich wollten wir ja an Weihnachten ganz im Norden der Südinsel, an der Golden Bay, sein, weil wir uns dachten, Weihnachten am Strand wäre doch mal was. Leider hatten offenbar auch sehr viele andere diesen Plan, weshalb die letzten verfügbaren Betten entweder in Luxusunterkünften standen, die wir uns nicht mal zu Weihnachten leisten wollten, oder in Schlafsälen, in denen es mit Stiller Nacht natürlich nicht weit her ist (gerade zu Weihnachten wollten wir einfach unser eigenes Zimmer haben). Also sind wir doch schon an die Westküste gefahren und verbringen die Feiertage jetzt in Westport. Das Wetter erleichtert uns das ganze übrigens erheblich: Es gießt in Strömen und ist ziemlich kühl. Dadurch ist es erstens gar nicht so schlimm, dass wir nicht an der Golden Bay sind, denn Strand im Regen ist nicht gerade umwerfend, und zweitens fühlt es sich zumindest ein bisschen wie Weihnachten zuhause an, denn bei dem Wetter kann man fast vergessen, dass hier gerade Sommer ist.

Also nochmal an alle: FROHE WEIHNACHTEN! 🙂

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Die lustige Welt der Tiere

Melde mich aus Kaikoura an der Nordostküste der Südinsel. Laut meinem Reiseführer kommen vor allem „Tierfreunde“ hierher, denn man kann hier Robben, Wale, Delfine und jede Menge Seevögel, z.B. Albatrosse, beobachten. Das konnten wir gestern schon bei der Hinfahrt bestätigen, denn es gibt kurz vor Kaikoura die Möglichkeit, vom Highway aus eine Robbenkolonie zu sehen (natürlich mit Parkgelegenheit, man steht nicht direkt auf der Straße ;-)). Das war wirklich toll, denn von der süßen Babyrobbe bis zum alten Obermännchen, das sich vor lauter Speckschwarten kaum noch rühren konnte, war alles vertreten und die Robben lassen sich von den aufgeregt fuchtelnden und fotoschießenden Touristen (mich eingeschlossen) bei ihrem Tagesprogramm – bestehend aus sonnen, umdrehen, andere Seite sonnen, raufen, sonnen, schwimmen, sonnen, lustige Geräusche machen und nicht zu vergessen sonnen – nicht stören. Aber auch für Nichttierfreunde ist die Fahrt von Picton nach Kaikoura zu empfehlen, denn man fährt auf einer Straße zwischen zwei Welten: Links der Strand und das strahlend türkisblaue Meer, rechts Berge, teilweise schneebedeckt, teilweise dicht mit grünen Bäumen bewachsen. Als Grenze gibt es nur die Straße. Diese Mischung zweier Landschaften ist wirklich einmalig.
Tja, und heute stand dann Whalewatching auf dem Programm, denn dafür ist Kaikoura berühmt. Es gibt hier nämlich eine Unterwasserschlucht praktisch direkt vor der Küste, die vielen Meeresbewohnern als Lebensraum dient. Der Fokus der Whalewatchingtouren liegt dabei auf dem Pottwal, der durch seine enorme Größe natürlich besonders beeindruckend ist. Laut Veranstalter gibt es durchschnittlich ein bis zwei Pottwalsichtungen pro Tour, dazu kommen Sichtungen von anderen Walarten, Delfinen, Seevögeln, Robben – eben allem, was ich oben schon mal aufgezählt habe. Wenn keine Walsichtung stattfindet, bekommt man sogar einen Teil des Preises zurückerstattet. Besagter Preis ist allerdings mit 145 Dollar (umgerechnet fast 90 Euro) pro Person für die etwa dreistündige Tour auch mehr als saftig, so etwas teures haben wir auf der ganzen Reise noch nicht gemacht. Aber machen wollten wir es doch, denn Kaikoura ohne Whalewatching wäre wie Peru ohne Machu Picchu, also haben wir gestern einmal kräftig geschluckt und Plätze für heute mittag reserviert, wobei wir bei der Reservierung schon darüber informiert wurden, dass das Wetter nicht gerade günstig sein würde. Noch mehr als auf einen Wal hofften wir übrigens auf ein paar Delfine. Heute bei der Ankunft dann ein kurzer Schreck, denn es prangte ein rotes „Cancelled“ auf der Anzeigetafel, doch beraf das die Tour vor uns. Unsere Tour fand trotz schwerer See wie geplant statt, jedoch wurde allen, die zu Seekrankheit neigen, dringend empfohlen, sich entsprechend vorzubereiten, was mir etwas Angst machte, da ich auch gelegentlich Probleme damit habe. Unser Katamaran wurde denn auch von den Wellen ordentlich hin- und hergeworfen, was ich ziemlich lustig fand. Es erinnerte an Achterbahnfahren. Im Gegensatz zu mir fand Flo die Bootsfahrt aber schnell gar nicht mehr lustig, denn ihm wurde tatsächlich schlecht von dem Geschaukel. Dann die erste Aufregung: Ein paar Robben waren gesichtet worden. Sofort sprangen alle von ihren Sitzen auf und konnten von der Crew nur mit Mühe dazu gebracht werden, sich wieder hinzusetzen, bis das Schiff abgebremst hatte. Noch bevor aber überhaupt alle aus der Kabine rausgehen konnten, hatten sich die Robben schon wieder verzogen. Ich habe diese Infos übrigens auch nur aus zweiter Hand, denn von den Robben habe ich nicht mal ein Schnurrbarthaar gesehen, weil sie dummerweise auf der anderen Seite des Schiffs aufgetaucht waren. Also Kommando zurück, alle mussten wieder auf ihre Plätze. Nach einer Weile sahen wir vor uns zwei andere Whalewatchingboote im Wasser treiben – da musste irgendwas sein! Und was soll ich sagen: Unsere Erwartungen wurden noch übertroffen, denn wir hatten einen ganzen Delfinschwarm vor uns, dazu noch eine Gruppe kleiner Grindwale. Und die Delfine waren offenbar bestens gelaunt, sie schwammen direkt vor unserem Schiff hin und her, glitten delfinklischeemäßig in schönen Bögen über die Wasseroberfläche und einer sprang sogar mehrmals pirouettendrehend aus dem Wasser und ließ sich mit ordentlichem Klatschen wieder hineinfallen. Auf den Fotos, die ich schon hochgeladen habe, ist leider nicht allzu viel zu erkennen (ich hab eh schon die besten rausgesucht), weil es fast unmöglich war, auf dem stark schaukelnden Schiff im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken. Nach einer Weile fasziniertem An-die-Reeling-Drängen kam dann aber die Ernüchterung: Das Wetter hatte sich weiter verschlechtert, weshalb der Kapitän beschloss, die Tour abzubrechen und umzukehren. Da wir bis dahin keinen Pottwal gesichtet hatten, wurde uns tatsächlich eine Teilerstattung versprochen. Ich ging allerdings davon aus, dass diese nicht allzu hoch ausfallen dürfte, da wir ja jede Menge anderer Tiere gesehen hatten. Flo war es sowieso recht, dass wir nicht weiter fuhren (seine Gesichtsfarbe hatte mittlerweile fast Cusco-Niveau erreicht) und ich war auch ganz froh, als ich die dicken schwarzen Wolken sah, die sich in der Zwischenzeit genähert hatten. Wieder an Land stellte ich mich also brav an der Kasse an, um unsere Teilerstattung abzuholen – und staunte nicht schlecht, als die Dame an der Kasse begann, ein ganzes Bündel Scheine abzuzählen und mir insgesamt fast 209 Dollar überreichte, wobei sie sich auch nochmal für die abgebrochene Tour entschuldigte! Ich bemühte mich, mein freundliches Lächeln nicht zu sehr in ein fettes Grinsen abgleiten zu lassen, als ich das Geld nahm, und bedeutete Flo, möglichst schnell und unauffällig das Gebäude zu verlassen (falls es sich doch um einen Irrtum handeln sollte). So hatten wir also eine erstklassige Delfin- und Walsichtung zu einem Spottpreis bekommen, nur weil kein Pottwal dabei gewesen war. Um ehrlich zu sein: Wir sind gar nicht besonders traurig, dass wir keinen gesehen haben. 🙂 Alle Touren nach uns wurden übrigens auch wieder abgesagt, weil das Wetter zu schlecht war. Wir hatten also ganz schön viel Glück heute. Ich hoffe mal, dass damit nicht unser ganzer Glücksvorrat für die nächste Zeit aufgebraucht ist…
Morgen fahren wir dann zurück in den Norden nach Nelson. Und an Weihnachten werden wir vermutlich in irgendeinem Ort rund um den Abel Tasman Nationalpark sein. Da gibt’s dann aber keine Tageswanderung wie im Tongariro, höchstens einen gemütlichen Spaziergang. 😉

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Südinsel

Heute haben wir die dreistündige Fährfahrt von Wellington nach Picton unternommen, die uns auf Fiji soviel Aufregung bereitet hat. Die Fahrt selber war allerdings recht unaufregend. Das letzte Stück vor Picton fährt die Fähre dann noch durch den Queen Charlotte Sound, einem Teil der Fjordlandschaft an der nordöstlichen Spitze der Südinsel. Das wäre eigentlich ganz schön gewesen, wenn nicht erstens der Himmel dunkelgrau bewölkt gewesen wäre und zweitens die Scheiben so dreckig, dass man nicht richtig rausschauen konnte…

Morgen bekommen wir dann unseren Südinsel-Mietwagen und fahren los, vermutlich an die Ostküste nach Kaikoura zum Waleschauen. Da wir mittlerweile voll in der Hauptreisezeit sind, müssen wir uns aber erst erkundigen, ob überhaupt noch Plätze frei sind, sonst können wir uns den Abstecher auch gleich sparen. Eigentlich wollen wir dann nämlich an der Westküste entlang in den Süden und von dort wieder rauf bis Christchurch, wo wir am 06.01. den Mietwagen abgeben und dann am 08.01. nach Sydney fliegen. Soweit der grobe Plan, mal sehen, wo wir dann unterwegs so überall landen werden. Ihr seid natürlich wann immer es geht mit dabei. 🙂

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Dieser Weg

Ich darf mit Stolz verkünden: Wir haben’s geschafft! Wir haben den Tongariro Crossing gemeistert, 19 Kilometer über Stock und Stein, rauf und runter, und zwar in ziemlich genau acht Stunden. Da die sechs bis sieben Stunden, die man meistens als Zeitangabe findet, sich auf die reine Gehzeit beziehen (das hab ich im letzten Beitrag vergessen zu erwähnen), ist das ein durchaus respektables Ergebnis, schließlich haben wir zweimal längere Pausen gemacht und zwischendurch immer wieder kurz angehalten, um Fotos zu machen, unsere Schuhe auszuleeren usw. Und dass wir keine neuen Rekorde aufstellen würden, war ja eh klar, daher sind wir sehr zufrieden mit uns. 🙂 Mal abwarten, wie das morgen mit dem Muskelkater aussieht (ich hab ja immerhin den Vorteil, dass ich nicht Auto fahren muss). Es war nämlich teilweise schon grenzwertig, ich dachte zwischendurch, ich kann nicht mehr weiter gehen. Frei nach Xavier Naidoo: Dieser Weg war kein leichter, nein! Dieser Weg war steinig und schwer! Aber es hat sich gelohnt und wir hatten auch noch traumhaftes Wetter mit bester Sicht. Von anderen haben wir gehört, dass sie sechs Stunden durch den Regen gestapft sind oder dass so viel Nebel war, dass sie praktisch nichts von der Aussicht hatten. Da nehme ich lieber in Kauf, dass mein Näschen trotz mehrerer Schichten Sonnencreme wieder mal etwas rot geworden ist. 😉

Wo es als nächstes hingeht, kann ich übrigens noch nicht sagen. Wir wissen es nämlich selber noch nicht, irgendwie Richtung Wellington halt. Schaun mer mal.

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Halbzeit in Sicht

Heute ist der 13.12. (übrigens ein Freitag, aber wir haben nichts erlebt, was auf einen Unglückstag hindeutet, also nur Mut ;-)). Das heißt, wir sind jetzt genau zwei Monate unterwegs. In diesen zwei Monaten haben wir schon so viel erlebt, dass es mir manchmal vorkommt wie zwei Jahre. Aber was mir gestern plötzlich aufgefallen ist: Wenn ich die Tage richtig gezählt habe, ist genau an Weihnachten die Hälfte unserer Reise um. Und dieser Gedanke erscheint mir auch sehr seltsam – ist diese Reise, die wir so lange geplant haben, die wir so vielen Leuten beschrieben haben, wirklich schon halb vorbei? Waren wir wirklich schon in den ganzen Ländern, die wir immer aufgezählt haben? Nicht, dass ich schon wieder alles vergessen hätte, im Gegenteil, ich kann mich an fast jeden Tag noch sehr deutlich erinnern. Aber ich glaube, so richtig verarbeiten kann ich das alles erst zuhause.

Wir sind mittlerweile in Napier an der Ostküste der Nordinsel gelandet. Eigentlich wollten wir noch gar nicht hier sein, aber eine schwere Erkältung, die uns beide erwischt hat, hat unsere Pläne umgeworfen. Wir waren ja in Hamilton und haben von dort aus das Hobbiton Movie Set in Matamata besucht. Dank einer ordentlichen Dosis Aspirin Complex konnte ich das auch einigermaßen genießen. Von dort sind wir weiter nach Rotorua, wo wir im Wai-o-tapu Thermal Wonderland waren (Fotos zu beiden Attraktionen sind schon im Fotoalbum). Da diese Gegend vulkanisch sehr aktiv ist, gibt es viele heiße Quellen und Geysire. Die Mineralien, die dabei mit an die Oberfläche kommen, geben dem Boden und dem Wasser teilweise unglaubliche Farben. Giftgrün, leuchtend gelb, orange, rot, alles ganz natürlich entstanden, wirkt aber oft wie künstlich eingefärbt. Sehr lustig anzusehen. Einziger Makel: Mit dabei ist auch ein hoher Gehalt an Schwefel – und das riecht man! Je nach Wind haben wir sogar in unserem Hostel noch was davon gemerkt. Naja, und eigentlich wollten wir dann von Rotorua nach Taupo fahren und von dort aus in den Tongariro Nationalpark, um den Tongariro Alpine Crossing zu gehen, eine der bekanntesten Tageswanderungen Neuseelands. Für alle Herr-der-Ringe-Fans: Man wandert durch Mordor und kommt direkt am Schicksalsberg vorbei, wer drei Stunden Extrazeit hat, kann auch bis zum Gipfel steigen. Für alle anderen: Die Tour verspricht laut Reiseführer „atemberaubende“ und „spektakuläre“ Aussichten auf die umliegende Vulkan- und Seenlandschaft im Nationalpark. Und dann standen wir da in Taupo in der Touristeninformation vor der Wanderkarte und mussten uns eingestehen, dass wir diese sechs- bis siebenstündige Tour, die schon unter normalen Bedingungen eine Herausforderung für uns ist, niemals in erkältetem Zustand schaffen würden, ohne uns völlig kaputt zu machen. Was also tun? Ursprünglich hatten wir vorgehabt, nach unserem Aufenthalt in Taupo nach Napier und von dort in einem großen Bogen runter nach Wellington zu fahren. Nun beschlossen wir spontan, unsere geplante Route umzudrehen und zuerst nach Napier zu fahren. Sozusagen zwei Tage Kur an der Ostküste, bevor es dann mit frischen Kräften nach Taupo zurück geht. Von dort aus kann man nämlich genauso gut nach Wellington fahren. Und tatsächlich geht es uns jetzt wieder viel besser und wir sind guter Hoffnung, den Tongariro Crossing übermorgen erfolgreich zu meistern. Dann könnte uns höchstens noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen, denn bei starkem Nebel oder Regen werden wir uns wohl zweimal überlegen, ob uns das wirklich sooo wichtig ist… 😉

Noch ein Wort zu Napier: Wir haben ja vorher lange gerätselt, wie man den Namen wohl ausspricht. Er verleitet ja zur französischen Aussprache „Napje“. Tatsächlich ist es aber einfach „Näipir“. Napier nennt sich selbst die „Art-Deco-Hauptstadt der Welt“, denn nach einem Erdbeben 1931 wurden große Teile der Stadt in dem damals weltweit angesagten Baustil neu aufgebaut. Es ist wirklich putzig, durch die Straßen zu gehen, in denen sich ein Art-Deco-Haus ans andere reiht, denn ich finde, sie sehen alle aus wie Puppenhäuser, so hübsch verziert und bunt bemalt. Passend dazu steht Napier komplett im Zeichen der 1920er und 30er Jahre: Egal ob Kleidung, Musik oder Spielzeug, hier findet man alles, was irgendwie an diese Zeit erinnert. Wir haben uns in einem der Souvenirläden ausgetobt und ich muss sagen, dass ich mit Hut, gepunktetem Regenschirm und Federboa gar nicht so schlecht aussehe. 😉 (Und nein, davon gibt es kein Foto.)

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Heute hier, morgen dort…

Dafür, dass wir unseren Mietwagen (einen Daihatsu Sirion – süß!) erst seit zwei Tagen haben, sind wir schon ganz schön rumgekommen. Northland ist praktisch abgehakt, morgen geht es schon Richtung Mitte der Nordinsel in die Nähe von Matamata. Falls ihr euch jetzt denkt: Wohin bitte?? – Ja, vermutlich war Matamata mal genauso ein Kaff wie es klingt, aber dann kam vor über zehn Jahren ein gewisser Peter Jackson (Regisseur einer gewissen Filmtrilogie) und beschloss, dass genau dort die ideale Kulisse für das Auenland sei. Dies war die Geburtsstunde des Hobbiton Movie Sets, und deswegen wollen wir dorthin. Einmal selbst durch Hobbingen laufen und die Originaldrehorte sehen, das wird bestimmt lustig. 🙂 Ist übrigens gerade wieder sehr aktuell, da auch Szenen aus dem zweiten „Hobbit“-Film dort gedreht wurden, der jetzt in den Kinos anläuft.

Heute waren wir im Waipoua Kauri Forest und haben die beiden größten lebenden Kauribäume Neuseelands bestaunt. Die Kauris hier sind so ähnlich wie die Araukarien in Chile – Bäume, die es nur in dieser einen Gegend gibt und die riesengroß und furchtbar alt werden können. Der größte Kauribaum, genannt „Tane Mahuta“ (= Gott des Waldes), wird auf etwa 2000 Jahre geschätzt, er ist 51,5 Meter hoch und hat einen Stammumfang von 13,8 Metern! Ich hoffe, ich kann bald mal wieder Fotos hochladen, dann könnt ihr zumindest erahnen, wie gewaltig diese Bäume sind.

Tja, was gibt es sonst noch zu berichten? Mit den Unterkünften kommen wir ganz gut zurecht, bis jetzt haben wir immer günstige Backpackerhostels gefunden. Wobei günstig relativ zu sehen ist, günstig für Neuseeland eben. Die meisten Neuseeländer sind sehr freundlich und hilfsbereit, z.B. wenn man nicht weiß, wie man den Tankdeckel an seinem Auto aufkriegt oder wenn man an der Kreuzung statt zu blinken den Scheibenwischer anmacht… Allerdings haben die meisten einen furchtbaren Dialekt drauf, weshalb wir oft nur die Hälfte verstehen. Eine besonders lustige Eigenheit, die wir auch schon auf Fiji kennengelernt haben: Man wird ständig gegrüßt (auf Fiji war es das allgegenwärtige „Bula“, hier ist es meist ein „Hey there“) und dabei auch gleich gefragt, wie es einem geht – „How are you today?“. Dabei ist es offenbar ziemlich egal, was man antwortet, denn gestern erzählte uns jemand, er habe an der Supermarktkasse aus Spaß mal mit „Really terrible“ geantwortet und nur ein strahlendes „Ok!“ erwidert bekommen. 🙂

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Einen schoenen Nikolausabend euch allen!

Bei uns ist ja schon der Morgen danach, aber ihr sitzt vielleicht gerade noch gemuetlich auf dem Sofa und esst Mandarinen und Walnuesse. Mir hat der Nikolaus gestern einen Lindt-Schokobaeren (den gibt’s bei uns gar nicht) und eine Packung Lindorkugeln in meine Schuhe gesteckt. Ich muss also brav gewesen sein. 🙂

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Auckland

So, das war’s jetzt also mit Fiji. Badeurlaub in der Südsee vorbei. Und ein kleines bisschen bin ich auch froh, dass wir nicht mehr dort sind, denn neben lästigen Insekten und brennender Sonne gab es noch etwas unschönes an unserem Aufenthalt: den Zeitpunkt. Von November bis April ist nämlich Regenzeit, von den Einheimischen auch „desaster season“ genannt – das sagt wohl alles! In dieser Zeit ist die Gefahr von Überschwemmungen und Zyklonen (= tropischen Wirbelstürmen) besonders hoch. Wir hatten aber Glück. Es hat zwar manchmal heftig geregnet und einmal auch richtig gestürmt, aber das war alles noch harmlos und außer ein paar Palmwedeln ist nichts zerstört worden. Trotzdem bin ich zumindest in diesem Punkt froh, jetzt in Neuseeland zu sein.

Eines muss ich aber sagen: Der Regen in Fiji war deutlich wärmer als der hier in Auckland… Ja, es regnet wieder mal in Strömen, und da tröstet es wenig, wenn der Fahrer des Shuttlebusses vom Flughafen einem erzählt, dass sie dieses Jahr den wärmsten und trockensten November überhaupt hatten. Von gestern nach der Ankunft bis heute nachmittag hat es fast durchgeregnet (zur Erinnerung: wir sind euch 12 Stunden voraus). Immerhin ist gegen Abend doch noch die Sonne rausgekommen und wir konnten zumindest erahnen, dass Auckland eine ziemlich schöne Stadt sein kann. Sie wirkt sehr europäisch, was uns aber nach eineinhalb Monaten Fremde ganz gut gefällt. Allerdings haben die Auckländer offenbar eine Vorliebe für kitschige Weihnachtsdeko, was dann wieder mehr an die USA erinnert, mit riesigen beleuchteten Rentierschlitten im Vorgarten und Santas an jeder Hauswand. Recht beliebt ist übrigens auch Deko mit künstlichem Schnee oder Watte, was eigentlich völliger Quatsch ist, denn Weihnachten wird ja hier im Sommer gefeiert und Schnee hat Auckland am 24. Dezember vermutlich noch nie gesehen.

Morgen mittag holen wir unseren Mietwagen ab. Dann können wir endlich mal fahren, wohin wir wollen, ohne vorher ewig irgendwelche Bus- oder Zugfahrpläne zu studieren. Wir freuen uns beide schon richtig auf unser „eigenes“ Auto, schließlich haben wir sowas zuhause nicht. 🙂 Und dann geht’s erstmal rauf in den nördlichsten Teil Neuseelands, der originellerweise „Northland“ heißt. Hoffentlich haben wir da besseres Wetter.

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It’s Fijitime

Da wir heute in Auckland angekommen sind und wieder Internet haben, kann ich auch noch meinen bereits vorbereiteten Beitrag veröffentlichen. Er klingt wohl beim ersten Lesen etwas negativ, obwohl er das gar nicht sein sollte. Aber lest einfach selbst:

Fijitime. Diesen Begriff haben wir im Voraus oft gehört. Sozusagen als Warnung, dass man in Fiji Geduld haben muss, weil die Fijianer weder schnell arbeiten noch Wert auf Pünktlichkeit legen. Sie selbst stehen übrigens dazu und begründen diese Lässigkeit damit, dass Fiji direkt an der Datumsgrenze liegt und somit in der Zeit ganz weit vorne ist und man wolle die restliche (=westliche) Welt über den Tag hinweg aufholen lassen.
Gespürt haben wir davon erstaunlich wenig. Am Flughafen ging alles gewohnt schnell, und auch der Yasawa-Flyer ist beide Male noch deutlich pünktlicher gefahren als die Münchner S-Bahn.

Höchstens beim Essen, aber das mag bei mir eventuell etwas subjektiv sein. Sie richten zum Beispiel das Essen so gemütlich auf den Tellern an, das selbst zwei langsame Bedienungen bei zehn großen Tischen nicht ausgelastet sind. Überhaupt sind Bedienungen nicht sonderlich schnell. Zwei Tassen Tee dauern da schon mal eine halbe Stunde, wenn sie überhaupt kommen.

Was dagegen durchaus auffällt ist eine extreme Gelassenheit – um nicht zu sagen Nachlässigkeit – in ganz anderen Bereichen. Zum Beispiel stellen sie Mülleimer mit drei Behältern zum Trennen auf, kommen dann aber mit einem Schubkarren und schmeißen alles wieder zusammen.
Ein Handtuch auf dem Boden bedeutet in Europa zum Beispiel auch, dass es bitte ausgewechselt werden soll. Ich hätte mich zwar nicht gewundert, wenn das Zimmermädchen es wieder aufhängt, aber dass sie es einfach liegen lässt, hat mich dann doch überrascht. Dafür hat man täglich neuen Blütenschmuck auf dem Bett. Wenn die Seife am vorletzten Tag aus ist, lohnt es sich hier scheinbar auch nicht, eine neue hinzulegen.
Wenn bei meinem Chicken Tikka das Naan-Brot fehlt, das mit auf der Karte steht, ist das selbst für mich kein Weltuntergang, aber ich erwarte dann doch eine Erklärung („war aus“, „Fehler im Menü“, „vergessen“). Die Nachfrage einfach nur zur Kenntnis zu nehmen und dann nicht mehr darauf zurückzukommen, ist doch eher ungewöhnlich.
Zu guter Letzt findet man dann noch Insektenbeine auf seinem Teller.

Aber all diese Kleinigkeiten sind höchstens auffällig und stören uns nicht wirklich und können – obwohl wir uns selbst nun schon mehrfach „typisch deutsch“ genannt haben – uns nicht den Urlaub schlecht machen. Fiji ist toll, keine Frage. Möglicherweise gerade wegen der Fijitime, die man als Reisender vielleicht mehr lebt und leben kann als die Fijianer es selbst je tun.

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