Vielleicht habt ihr in Deutschland auch etwas von den asiatischen Neujahrsfeierlichkeiten gehört. Während nach dem Sonnenkalender, den wir verwenden, das neue Jahr immer am ersten Januar beginnt, findet dieses Ereignis nach dem Mondkalender irgendwann zwischen Mitte Januar und Mitte Februar statt. Dieses Jahr war es am 31. Januar so weit: Das Jahr des Pferdes begann. Ich bin übrigens auch in einem Jahr des Pferdes geboren, also wird 2014 hoffentlich ein besonders glückliches Jahr. 🙂 Wir waren am 31. Januar zwar noch in Australien, haben es aber trotzdem mitbekommen, da es in Australien viele Menschen asiatischer Abstammung gibt. Vor allem Sydney war voll von Plakaten und Bannern, die Straßen waren bunt geschmückt und es gab Paraden und Feierlichkeiten.
Warum ich das jetzt erzähle? Weil dieser Jahreswechsel nach dem Mondkalender auch unsere Reise beeinflusst hat. Wir haben im Vorfeld schon den Hinweis bekommen, ja nicht zum Tetfest nach Vietnam zu fahren, denn dieses Fest wird traditionell mit der Familie gefeiert. Da die meisten Städter dazu aufs Land zu ihren Verwandten fahren, sind die Städte fast ausgestorben, Hotels und Läden geschlossen, Busse und Züge ausgebucht, es herrscht quasi Ausnahmezustand. In Hanoi z.B. verbleiben zur Zeit des Tetfestes gerade mal 20 Prozent der Einwohner. Wir haben daher bei der Reiseplanung darauf geachtet, so viel Abstand wie möglich zu halten, und sind erst eine Woche nach dem Tetfest nach Vietnam gereist. Zwar immer noch nicht optimal, aber der Zeitplan der gesamten Reise hat nun mal ergeben, dass wir genau zu dieser Zeit in Vietnam sind.
Naja, selbst wenn so viele Leute weg waren – als wir in Hanoi ankamen, waren die auf jeden Fall alle schon wieder da. In der Stadt gibt es übrigens sieben Millionen Einwohner und sechs Millionen Mopeds und Motorräder (kein Scherz, das sind die offiziellen Zahlen). Da das Tetfest aber eben nur kurze Zeit zurück lag, waren die Straßen alle noch geschmückt und rund um den Hoan Kiem See im Zentrum Hanois waren wunderschöne Blumenbeete aufgebaut. Abends wurde es dann nochmal toller, als die vielen Lichterketten in allen Farben leuchteten und blinkten. Im Fotoalbum könnt ihr euch ein paar Fotos dazu ansehen. Es hatte also durchaus Vorteile, direkt nach dem Tetfest hier zu sein.
Von Nachteil ist es allerdings dann, wenn man die Parfümpagode besichtigen will – und wie ich im letzten Beitrag schon geschrieben hatte, wollten wir das. Der Beginn des neuen Jahres nach dem Mondkalender ist nämlich die Zeit, in der die vietnamesischen Pilger Richtung Parfümpagode aufbrechen, um den Göttern ihre Wünsche für das kommende Jahr vorzubringen und Segen zu erbitten. Die unter dem etwas irreführenden Namen Parfümpagode zusammengefassten Tempel und Pagoden (insgesamt 15 Stück) auf dem Berg Huong Tich gehören zu den wichtigsten buddhistischen Stätten in Vietnam. Als wir in unserem Guesthouse in Hanoi den Ausflug dorthin gebucht haben, gab die Besitzerin denn auch zu bedenken, dass es dort momentan sehr voll sei und empfahl uns, den Berg nicht auf dem Pilgerpfad zu besteigen, sondern die Seilbahn bis zum Gipfel zu nehmen. Da haben wir nicht Nein gesagt… 😉 Um nicht vollkommen außer Form zu geraten, haben wir uns aber zumindest dazu entschieden, hinunter zu gehen und nicht zu fahren. Das Besondere an diesem Berg ist, dass er nur per Boot erreicht werden kann, es gibt keine Straße dorthin. Als wir mit unserer Reisegruppe dann in einem der typischen Blechboote saßen und Richtung Berg gerudert wurden, merkten wir nach und nach, dass außer uns tatsächlich nur Einheimische unterwegs waren. Ich hätte ja gedacht, dass alles voll mit Touristen wäre, aber da habe ich wohl die Touristenzahlen Vietnams um diese Zeit etwas überschätzt. Wie schon erwähnt ist hier auch gerade Winter und es ist für vietnamesische Verhältnisse bitterkalt. In unserem Guesthouse gab es nicht mal eine Heizung, weil es normalerweise einfach nicht so kalt wird. Wir haben aber in der letzten Nacht dort zumindest einen Heizstrahler ins Zimmer gestellt bekommen, da mussten wir dann nicht ganz so frieren. Aber zurück zur Parfümpagode. Die größte Attraktion dort waren tatsächlich – wir! Zumindest für die einheimischen Pilger und Besucher, von denen wir ganz unverhohlen bestaunt wurden. Vor allem die Kinder rissen bei unserem Anblick die Augen auf. Unser Guide erklärte uns, dass viele der Menschen aus ländlichen Gegenden hierhergekommen seien und nun möglicherweise zum ersten Mal einen Ausländer sähen. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. (Am Tag zuvor war Flo allerdings auch in Hanoi schon zu einem kleinen Star avanciert und wurde sogar um ein Foto gebeten, aber ich dachte, das läge eben an den blonden Haaren und blauen Augen.) Ein Mitreisender aus den USA war in kurzen Hosen aufmarschiert – Begründung: die langen Hosenbeine dranzumachen war ihm zuviel Arbeit gewesen – und wurde schnell zur Zielscheibe für allerlei Scherze und Spott, die uns unser Guide aber nur teilweise übersetzte. 😉 Es war aber auch ein lustiger Anblick, schließlich hatten sich alle anderen so fest wie möglich in ihre Jacken und Schals gewickelt. Auch als wir nach dem Besuch der Grotte auf dem Gipfel des Berges wie geplant zu Fuß wieder runtergingen (was überhaupt kein Problem war, denn es war viel weniger los als befürchtet), folgten uns die Blicke der vielen Verkäufer, die ihre Stände entlang des Weges aufgebaut hatten. Wer Englisch konnte, rief uns ein begeistertes „Hallo“ entgegen und strahlte anschließend voller Stolz, wenn wir den Gruß erwiderten. Was für eine seltsame Erfahrung!
Am nächsten Tag ging es ja dann in die Ha Long Bucht, ein UNESCO-Weltkulturerbe und laut Reiseführer einer der Höhepunkte Vietnams. Wir hatten einen zweitägigen Ausflug mit Übernachtung auf dem Boot gebucht. Mit den vielen schlechten Bewertungen im Hinterkopf, die wir vorher im Internet über derartige Touren gelesen hatten, waren wir wirklich positiv überrascht, denn wir hatten eine kleine, aber feine Kabine mit schön hergerichtetem Bett, und auch der Speisesaal (wenn man den Raum mit vier Tischen so nennen kann) war sauber und nett dekoriert. Das einzige Problem war auch hier wieder das Wetter, denn auch das Boot war nicht für so niedrige Temperaturen ausgelegt. Zwar konnten die Klimaanlagen in den Kabinen auch heizen, aber da Türen und Fenster nicht wirklich dicht waren, zog ständig wieder kalte Luft rein und wir froren leider auch in dieser Nacht. Die Ha Long Bucht selbst erlebten wir natürlich auch nicht so, wie wir sie vorher schon auf unzähligen Plakaten und Werbebildern gesehen hatten – es fehlte einfach die Sonne. Die ganze Zeit über war der Himmel grau bewölkt und Nebelschwaden zogen zwischen den Felsen umher. Dadurch entstand aber eine ganz eigene, mystische Stimmung: Da der Unterschied zwischen Himmel und Meer nicht genau auszumachen war, schienen die Felsen zu schweben, sie tauchten lautlos aus dem Nebel auf und verschwanden wieder. Überhaupt war es beeindruckend still – vor allem, wenn man zuvor drei Tage in Hanoi verbracht hat.
Gestern sind wir dann mit dem Nachtbus von Hanoi nach Hue gefahren und bleiben nun zwei Nächte hier. Es ist zwar nicht mehr ganz so kalt wie in Hanoi, dafür nieselt es ununterbrochen. Auch nicht so toll. Aber unser Hotelzimmer ist umso schöner, für umgerechnet dreißig Euro pro Nacht haben wir ein riesiges Zimmer mit sauberem Bad, richtiger Dusche, heizender Klimaanlage und einem rosenblätterbestreuten Handtuchschwan auf dem Bett (Valentinstag lässt grüßen :-)) Das ist zwar zugegebenermaßen über unserem selbstgesetzten Budget, aber nach der Friererei in Hanoi hatten wir einfach keine Lust mehr auf zugige Guesthousezimmer. Also genießen wir den Aufenthalt hier im Serene Palace (hübscher Name, gell?) jetzt eben umso mehr.
Dezember 2025 M D M D F S S 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 -
Neueste Beiträge
Neueste Kommentare
- DieMiri bei Finale dahoam!
- DieMiri bei 39. Angkor – Tag 3 (Ta Prohm, Angkor Thom, Angkor Wat)
- Leni bei 39. Angkor – Tag 3 (Ta Prohm, Angkor Thom, Angkor Wat)
- Mama bei 36. Mui Ne
- MrFurniture bei Winterliches Vietnam
Kiem See – fast wie dahoam 🙂