It’s Fijitime

Da wir heute in Auckland angekommen sind und wieder Internet haben, kann ich auch noch meinen bereits vorbereiteten Beitrag veröffentlichen. Er klingt wohl beim ersten Lesen etwas negativ, obwohl er das gar nicht sein sollte. Aber lest einfach selbst:

Fijitime. Diesen Begriff haben wir im Voraus oft gehört. Sozusagen als Warnung, dass man in Fiji Geduld haben muss, weil die Fijianer weder schnell arbeiten noch Wert auf Pünktlichkeit legen. Sie selbst stehen übrigens dazu und begründen diese Lässigkeit damit, dass Fiji direkt an der Datumsgrenze liegt und somit in der Zeit ganz weit vorne ist und man wolle die restliche (=westliche) Welt über den Tag hinweg aufholen lassen.
Gespürt haben wir davon erstaunlich wenig. Am Flughafen ging alles gewohnt schnell, und auch der Yasawa-Flyer ist beide Male noch deutlich pünktlicher gefahren als die Münchner S-Bahn.

Höchstens beim Essen, aber das mag bei mir eventuell etwas subjektiv sein. Sie richten zum Beispiel das Essen so gemütlich auf den Tellern an, das selbst zwei langsame Bedienungen bei zehn großen Tischen nicht ausgelastet sind. Überhaupt sind Bedienungen nicht sonderlich schnell. Zwei Tassen Tee dauern da schon mal eine halbe Stunde, wenn sie überhaupt kommen.

Was dagegen durchaus auffällt ist eine extreme Gelassenheit – um nicht zu sagen Nachlässigkeit – in ganz anderen Bereichen. Zum Beispiel stellen sie Mülleimer mit drei Behältern zum Trennen auf, kommen dann aber mit einem Schubkarren und schmeißen alles wieder zusammen.
Ein Handtuch auf dem Boden bedeutet in Europa zum Beispiel auch, dass es bitte ausgewechselt werden soll. Ich hätte mich zwar nicht gewundert, wenn das Zimmermädchen es wieder aufhängt, aber dass sie es einfach liegen lässt, hat mich dann doch überrascht. Dafür hat man täglich neuen Blütenschmuck auf dem Bett. Wenn die Seife am vorletzten Tag aus ist, lohnt es sich hier scheinbar auch nicht, eine neue hinzulegen.
Wenn bei meinem Chicken Tikka das Naan-Brot fehlt, das mit auf der Karte steht, ist das selbst für mich kein Weltuntergang, aber ich erwarte dann doch eine Erklärung („war aus“, „Fehler im Menü“, „vergessen“). Die Nachfrage einfach nur zur Kenntnis zu nehmen und dann nicht mehr darauf zurückzukommen, ist doch eher ungewöhnlich.
Zu guter Letzt findet man dann noch Insektenbeine auf seinem Teller.

Aber all diese Kleinigkeiten sind höchstens auffällig und stören uns nicht wirklich und können – obwohl wir uns selbst nun schon mehrfach „typisch deutsch“ genannt haben – uns nicht den Urlaub schlecht machen. Fiji ist toll, keine Frage. Möglicherweise gerade wegen der Fijitime, die man als Reisender vielleicht mehr lebt und leben kann als die Fijianer es selbst je tun.

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