Wie schon in Neuseeland und Australien verläuft die Routenplanung auch in Vietnam nach dem immer gleichen Schema: Ich habe die Macht, denn ich habe das Wissen, denn ich habe den Reiseführer gelesen! 😀 Flo ist damit zufrieden, sich Zusammenfassungen anzuhören und zu sagen, ob ihm die von mir vorgeschlagenen Punkte gefallen oder nicht. So war das auch bei Mui Ne. „Mit einer einzigen Kopfdrehung reist man von der Karibik in die Sahara.“, stand dazu im Reiseführer. Das klang interessant, das wollte ich sehen, Flo nickte, also fuhren wir hin. Aus dem Reiseführer hatten wir uns ein hübsches kleines Hotel am Strand rausgesucht (und seine Existenz im Internet nochmal kontrolliert, denn das Buch ist von 2004, da stimmt nicht mehr alles so ganz ;-)). Bei der Ankunft fühlten wir uns sofort an Fiji erinnert, denn die Anlage besteht aus ein paar Bungalows mit Schlafzimmer und Bad und ist wunderschön mit Palmen und Blumen bepflanzt. Dazu der Strand und das Meer – Urlaubsidylle.
Das Besondere an dem Gebiet rund um Mui Ne (das eigentlich nur ein Fischerdorf ist, dessen Name aber in Touristenkreisen auch für den nahegelegenen kilometerlangen Strand steht, an dem sich ein kleines Hotel ans andere reiht), sind aber die Sanddünen, die sich quasi direkt an den Strandabschnitt anschließen. Sie sind in zwei Farben erhältlich, nämlich weiß und rot, und bieten einen faszinierenden Kontrast zum palmenbestandenen Badestrand am blauen Meer. Man hat also tatsächlich Karibik und Sahara nebeneinander. Allerdings sind wir für richtigen Badeurlaub zur falschen Zeit gekommen, denn im Februar und März gibt es an der Küste starke Winde und dementsprechend hohe und kräftige Wellen. Ideale Bedingungen für Surfer und Kitesurfer, die sich denn auch scharenweise auf dem Wasser tummelten und immer noch bessere Tricks vollführen wollten als die anderen. Sehr unterhaltsam! 🙂
Um nun auch wirklich an die Sanddünen ranzukommen, buchten wir eine Tour, die originellerweise „Sanddünentour“ heißt. Wir hatten die Wahl zwischen Sonnenaufgang in den Dünen erleben (Start 5 Uhr morgens) oder Sonnenuntergang in den Dünen erleben (Start 2 Uhr nachmittags). Die Entscheidung fiel uns nicht schwer… Eigentlich hatten wir eine geführte Tour erwartet, es wurde aber mehr eine gefahrene Tour, denn die einzige Aufgabe unseres Begleiters bestand darin, uns zu den einzelnen Orten zu fahren, aus dem Jeep zu werfen und nach soundsoviel Minuten wieder einzusammeln. Keine Erklärungen, keine Hinweise, schon gar keine Führung, wir mussten alles alleine gehen. Immerhin war das ausgezeichnet fürs Gruppenklima, denn wir und unsere Mitteilnehmer haben uns schnell zusammengeschlossen, als wir das erste Mal ausgesetzt worden waren und drauflos marschieren mussten.
Die Sanddünen waren aber trotzdem ein Erlebnis, es war wirklich wie in der Wüste. Wir haben Sandberge erklommen und sind wieder runtergehüpft, wobei wir bis zu den Knien in den warmen Sand eingesunken sind. Man hätte auch Quad fahren können, aber wir hatten kein besonderes Interesse daran, vor allem, weil die Dinger nicht gerade neu aussahen und einen Höllenlärm gemacht haben. Unangenehm war allerdings der starke Wind, der die ganze Zeit über die Dünen gefegt ist und uns von oben bis unten paniert hat. Es war dazu noch ziemlich warm und wir haben dementsprechend geschwitzt, weshalb der Sand natürlich noch viel besser an uns kleben geblieben ist. Wir hatten Sand in den Augen, in den Ohren, im Mund (das knirscht dann zwischen den Zähnen). Naja, so ist das eben in der Wüste. Und wir konnten uns ja mit dem Gedanken trösten, dass bei der Rückkehr eine Dusche auf uns warten würde. Der Sonnenuntergang war leider nicht besonders spektakulär, aber doch irgendwie lustig, denn die Sonne ist zuerst relativ früh hinter einem Wolkenband verschwunden. Wir wollten daraufhin schon gehen, weil wir dachten, das sei es gewesen, als sie plötzlich vor den Wolken wieder rausgekommen ist (was nicht zu erwarten war, weil die Wolken bis zum Horizont reichten) und dann quasi zum zweiten Mal und diesmal wirklich hinter den Dünen untergegangen ist. Ach ja, was ich bisher noch nicht erwähnt habe: Es waren mit uns sieben Teilnehmer für die Tour, der Jeep hatte aber nur fünf Sitze (plus Fahrersitz). Wir saßen also während der Fahrt jeweils zu dritt auf zwei Sitze gequetscht. Eine besonders schöne Art der Völkerverständigung: Chinesen und Hongkonger sitzen Schulter an Schulter, Niederländer und Deutsche reiben ihre sandigen Knie aneinander – herrlich!
Heute mussten wir uns dann aber schon wieder von Mui Ne verabschieden, denn Saigon/Ho Chi Minh City erwartete uns. Welche Bezeichnung jetzt die bessere ist, haben wir noch nicht rausgefunden. Offiziell heißt die Stadt ja schon seit einer Weile Ho Chi Minh City (nach dem bedeutenden vietnamesischen Politiker und Präsidenten Ho Chi Minh), auf vielen Schildern, Fahrplänen etc. findet man aber immer noch den alten Namen Saigon und auch die Vietnamesen selbst sind sich wohl nicht ganz einig, denn wir haben schon beides gehört. Vermutlich sind wir nur zwei Nächte hier und brechen dann zu einer mehrtägigen Tour durchs Mekongdelta auf, an deren Ende die Weiterreise nach Phnom Penh in Kambodscha stehen wird. Wir haben allerdings noch nicht endgültig entschieden, ob wir zwei oder drei Tage Mekongtour machen wollen, das klären wir dann morgen.
Während ich diesen Beitrag schreibe, sieht sich Flo das Sonntagsspiel der Ersten Fußballbundesliga im vietnamesischen Fernsehen an. 😉 Ja ja, deutscher Fußball ist einer der größten Exportschlager. Wir haben auf der ganzen Welt Fans getroffen und das häufigste, was wir als Antwort auf unsere Aussage, aus München (oder auch nur aus Deutschland) zu stammen, hörten, war „Aah, Bayern München!“. Den zweiten Platz teilen sich dann übrigens das Oktoberfest und – wer hätte das gedacht – Schloss Neuschwanstein! Auch wenn das bisher kein einziger richtig aussprechen konnte…
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