Nach drei Tagen Mekongdelta sind wir heute vormittag über die Grenze zwischen Vietnam und Kambodscha gefahren und bleiben jetzt eine Nacht in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh (ja, das schreibt man wirklich so komisch), bevor wir morgen mit dem Bus weiter nach Siem Reap fahren. Dort warten als letzter Programmpunkt unserer Reise die berühmten Tempel von Angkor auf uns.
Der Eindruck, den Vietnam auf uns gemacht hat, war über weite Strecken nicht besonders gut. Das lag zum einen am Wetter, denn Nordvietnam konnten wir allein schon vor lauter Frieren nicht richtig genießen. Zum zweiten waren die vom Reiseführer angepriesenen landschaftlichen Schönheiten für uns oft nicht erkennbar, z.B. wenn wir uns auf malerische saftiggrüne Reisfelder gefreut hatten und im Grunde nichts außer plastikvermüllte Matschfelder sahen. Und zum dritten muss man einfach sagen, dass wir mit den Menschen nicht warm geworden sind. Bei den allermeisten hatten wir das Gefühl, dass sie einzig und allein an unserem Geld interessiert sind und dass man für (unechte) Freundlichkeit in Vietnam immer Bares auf den Tisch legen muss. Natürlich gab es wohltuende Ausnahmen, aber insgesamt waren wir enttäuscht von dieser geldfixierten Grundhaltung.
Das hat sich jetzt auch nochmal sehr deutlich bei der Tour ins Mekongdelta gezeigt. Wir hatten uns von mehreren Agenturen Prospekte geholt, um die Angebote zu vergleichen. Fast alle Touren waren gleich aufgebaut: Busfahrt ins Mekongdelta, dann mit dem Boot rumfahren und jede Menge kleine Betriebe besichtigen, die alle möglichen Waren in Handarbeit herstellen – Süßwaren, Honig, Reisnudeln, Popcorn etc. Natürlich besteht das eigentliche Ziel solcher Besichtigungen immer darin, dass die Touristen am Ende die vorgestellten Waren kaufen. Nur eine einzige Tour hatte diese ganzen Besichtigungen nicht im Programm. Sie war zwar mit Abstand die teuerste, aber wir hatten keine Lust auf Kaffeefahrten und buchten daher diese Tour – für stolze 1,8 Millionen Vietnamesische Dong pro Person! Ok, dazu muss man sagen, dass der Dong einfach nullkommanix wert ist. 😉 Für einen Euro bekommt man etwa 28000 bis 29000 Dong. Aber das waren trotzdem immerhin 60 Euro pro Person für die Tour.
Nun, vielleicht könnt ihr es euch schon denken: Am nächsten Tag saßen wir im Bus Richtung Mekongdelta und hörten dem Tourguide zu, wie er das Tagesprogramm erläuterte – zuerst mit dem Bus in einen bestimmten Ort, dann mit dem Boot weiter zu einem Betrieb, der Kokosnusskaramell herstellt, dann zu einem, der Honigprodukte herstellt… In diesem Moment wurde uns klar, dass wir genau in so einer Tour gelandet waren, wie wir sie NICHT haben wollten, was wir auch dem Tourguide mitteilten. Dummerweise hatte dieser die bei Vietnamesen leider sehr verbreitete Angewohnheit, bei Problemen oder Beschwerden plötzlich nur noch ganz schlecht Englisch zu verstehen, behauptete aber wiederholt, dass das genau die Tour sei, die auch in unserem Prospekt beschrieben sei, nur dass wir quasi noch ein paar Extraprogrammpunkte mit dabei hätten. Uns drängte sich schnell der Verdacht auf, dass uns die Agentur ganz dreist in eine der billigeren Touren reingebucht und das restliche Geld hübsch selbst eingestrichen hatte. Schließlich hatte die Dame in der Agentur, die übrigens nur sehr schlecht Englisch sprach, am Telefon vietnamesisch gesprochen, so dass wir nicht verstehen konnten, was genau sie gebucht hatte. Aber jetzt war es zu spät, noch etwas zu ändern, und da wir weiter nach Kambodscha und nicht zurück nach Saigon wollten, konnten wir uns nach der Tour auch nicht mehr bei der Agentur beschweren.
Was folgte, war eine Odyssee! Am ersten Tag absolvierten wir eben jenes Programm und besichtigten alles, was zu besichtigen war. Was hätten wir auch sonst machen sollen. Am Abend nach 12 Stunden Tour, als sich alle nur noch eine Dusche und ein Bett wünschten, dann noch eine nette Überraschung: Das Hotel, zu dem wir eine halbe Ewigkeit im Bus hingekarrt worden waren, war schon voll, wir mussten also unser Gepäck wieder in den Bus zurück tragen und wurden in ein anderes Hotel geschafft. Dort hatten wir die nächste Diskussion mit unserem Tourguide, da nach seiner Aussage das Mittagessen am nächsten Tag extra zu bezahlen sei, wir aber laut unserer eigentlichen Tour das Essen schon mit dabei hatten und nach dem ganzen Ärger mit der völlig überteuerten Tour nicht bereit waren, nochmal fürs Essen zu zahlen. Er rief irgendwann ziemlich entnervt bei der Agentur in Saigon an, verlangte aber von uns, dass wir selbst unsere Forderungen stellen sollten. Natürlich konnte die Dame am Telefon nicht besonders gut Englisch, weshalb sich das Gespräch recht schwierig gestaltete. Am Ende hatte ich aber immerhin die Zusage, nichts für das Essen zahlen zu müssen, und die Versicherung, in der richtigen Tour zu sein, nur dass wir ja tollerweise noch mehr Programmpunkte hätten als im Prospekt beschrieben. Juchuu…
Am nächsten Morgen (Frühstück um 6) dann eine plötzliche Änderung: Wir wurden von unserer Gruppe getrennt und in eine andere gesteckt. Vielleicht sollte es so aussehen, als ob wir jetzt in die richtige Tour gebracht worden wären, ganz offensichtlich hatte der Guide aber einfach keine Lust mehr auf unsere Beschwerden. Mit dieser Gruppe besichtigten wir einen schwimmenden Markt und eine Reisnudelfabrik – wo wir unsere alte Gruppe wiedertrafen. Was für eine Augenwischerei! Ich will jetzt nicht alles im Detail aufzählen, aber so ging es weiter. Wir wurden nochmal anders gruppiert und trafen bei der Weiterreise nach Kambodscha wieder Leute, die in unserer ersten Gruppe gewesen waren, aber für das gleiche Programm viel weniger gezahlt hatten als wir.
Dieses Erlebnis zum Abschluss der Vietnamreise hat unseren Gesamteindruck, der durch die schönen Tage in Hoi An und Mui Ne etwas verbessert worden war, wieder gehörig nach unten gezogen. Wirklich schade! Offenbar verstehen die Menschen nicht, dass sie mit solchen Machenschaften dem Tourismus, der doch für sie und das Land wichtig ist, nur schaden. Oder es ist ihnen einfach egal.
Kambodscha dagegen macht einen guten ersten Eindruck. Wir hatten zwar heute nur Zeit, den Königspalast in Phnom Penh zu besichtigen und ein wenig durch die Straßen zu schlendern, aber ich habe das Gefühl, dass die Freundlichkeit der Menschen uns gegenüber hier erstens überhaupt vorhanden und zweitens ehrlicher ist als in Vietnam. Mal sehen, ob sich dieser Eindruck hält.
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