Verkehr

Ja, auch ich blogge mal. Und nein, dieser Beitrag handelt nicht von anzüglichen Themen.
Jahrelang habe ich beim Thema Straßenverkehr die Anekdote von meinem Schüleraustausch in Polen erzählt, wie auf von Schlaglöchern übersäten Straßen waghalsige Überholmanöver gefahren wurden. Diese Zeit ist jetzt vorbei. Verglichen mit dem Verkehr in Brasilien war das nämlich harmlos. Bei den Straßen hier sind die Schlaglöcher nur das Sahnehäubchen. Sie sind uneben, schlecht ausgebessert, mit vielen Kanten und Stufen in allen Richtungen und oftmals eng. Und darauf wird gefahren als gäbe es kein Morgen. Anarchisch, könnte man sagen: scheinbar ohne Regeln, aber irgendwie doch mit System. Jeder drängelt, keiner hält mehr als zwei Meter Abstand zum Vordermann, überholt wird rechts wie links, nur Millimeter hinter dem letzten und vor dem nächsten Auto die Spur gewechselt (weil man sonst nie rüber kommt), Spuren gibt es stets so viele, wie Autos nebeneinander passen (teilweise mit nur Zentimetern Abstand) egal was die Striche am Boden sagen, und gefahren wird so schnell, wie nur es nur irgendwie geht. Und weil es jeder so macht, funktioniert’s. Zwischendurch fahren die Moped- und Motorradfahrer, die natürlich ihren „David gegen Goliath“-Vorteil haben wollen und mit Gehupe auf sich aufmerksam machen, bevor sie sich auch noch durch die kleinste Lücke quetschen.
Übertroffen hat das alles lediglich noch unsere Fahrt mit dem Bus in Rio. Denn die Busfahrer sind scheinbar ständig dabei Rekorde aufzustellen. Sie wissen genau wie groß ihr Bus ist, kennen den Verkehr und fahren dementsprechend: schnell, aggressiv und ohne Rücksicht auf die Straßenverhältnisse. Da die Busse, solange niemand aussteigen will, nur dann an der Haltestelle halten, wenn jemand winkt, und sowas im dichten Verkehr leicht mal untergeht, machen die Busse öfter mal eine Vollbremsung. Deshalb haben die Busse hier auch deutlich mehr Stangen zum Festhalten.

Übrigens: In den Bussen von Rio fährt außer dem Fahrer noch ein Kassier mit, der dich erst durchs Drehkreuz lässt, wenn du den Fahrpreis von 2,75R$ (pro Fahrt, egal wie weit) bezahlt hast. Blöd wenn du noch beim Zahlen oder Durchs-Drehkreuz-Zwängen bist, wenn der Busfahrer wieder losfährt, was leider meistens der Fall ist, weil die Busfahrer es ja eilig haben.

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We could see him!

Tja, da sind wir nun endlich in Rio, das Hotel liegt nur ein paar Schritte von der Copacabana, dem Inbegriff von Sonne, Strand und Urlaubsspaß entfernt – und es regnet den ganzen Tag! Ob ihr uns dafür jetzt ehrlich bedauert oder lieber schadenfroh grinst, bleibt euch überlassen. Beides ist aber eigentlich nicht angebracht, denn das schlechte Wetter schenkt uns ganz eigene Momente. Einen besonders magischen Moment durften wir heute ganz unverhofft erleben, wie ich euch kurz schildern will.
Die beiden größten und bekanntesten Touristenattraktionen Rios sind zweifellos der Zuckerhut und die Christusstatue auf dem Corcovado. Von beiden Orten hat man normalerweise einen atemberaubenden Blick über die Stadt. Wenn das Wetter schön ist, was in unserer Vorstellung von Rio 365 Tage im Jahr der Fall ist. Dieses Jahr sind es leider nur 363, denn heute und morgen regnet es. Da wir aber nun mal genau jetzt in Rio sind, fuhren wir trotzdem zum Corcovado. Mit dem Bus für weniger als einen Euro quer durch die Stadt, etwas abenteuerlich, da es hier keine festen Fahrpläne gibt und man sich zum Einsteigen quasi vor den gewünschten Bus werfen muss, um auf sich aufmerksam zu machen. Am Corcovado angekommen, wollten wir die Tickets für die Fahrt mit der Bahn hinauf zur Statue kaufen, wurden aber von dem Verkäufer freundlich darauf hingewiesen, dass das Wetter so schlecht sei, dass man oben weder die Stadt noch die Statue sehen könne. Er sei dazu verpflichtet, uns das vorher zu sagen, da wir keinen Anspruch auf Erstattung wegen schlechtem Wetter hätten. Nett von ihm – aber wie gesagt, wir können leider nicht auf besseres Wetter warten, da wir eben genau jetzt in Rio sind, also kauften wir die Tickets trotzdem. Ich meinte noch zu Flo: „Vielleicht hat der liebe Gott ja ein Einsehen und schiebt die Wolken kurz weg.“ Wir trösteten uns dann mit der Vorstellung, praktisch allein dort oben zu sein. Das klappte auch ganz gut, bis die etwa zwanzigköpfige indische Reisegruppe zu uns in den Waggon stieg und die etwa zwanzigköpfige japanische Reisegruppe in den Waggon dahinter. Naja, dann eben nicht alleine…
Wir bereuten unsere Entscheidung aber nicht, denn die Fahrt hinauf zur Statue geht quer durch den Dschungel, vorbei an riesigen Bäumen und jeder Menge uns unbekannter Pflanzen. Durch die offenen Fenster roch es richtig nach Urwald. Wer wissen will, wie das riecht, muss nur in Hellabrunn ins Tropenhaus gehen. 😉 Während ich darauf wartete, dass sich Tarzan mit einer Liane um die Ecke schwang, fühlte sich Flo an Rambo erinnert. Klischee lässt grüßen…
Oben angekommen hechteten wir an den Indern und Japanern (die zum Glück alle den Lift nahmen, das verschaffte uns Zeit ^^) die Treppenstufen hoch, um wenigstens einen Moment allein genießen zu können. Man sah tatsächlich nicht viel von der Statue, weil sie in weiße Wolken gehüllt war. Aber dann, gerade als wir hochblickten, lichteten sich die Wolken und gaben die Statue frei! Wir staunten und fühlten uns seltsam berührt: Es schien wirklich, als ob Christus kurz auf uns herabblicken würde. Etwa eine halbe Minute hatten wir die Gelegenheit, sein Gesicht zu sehen, dann zogen die nächsten Wolkenschwaden heran und machten die riesige Statue wieder praktisch unsichtbar. Als die anderen Touristen die Aussichtsplattform erreichten, war der Moment schon vorüber und sie mussten sich damit zufriedengeben, die Umrisse der Statue durch die Wolken zu erahnen. Was für ein besonderer Moment! Das Foto, das dabei entstanden ist, ist mir auf jeden Fall mehr wert als jedes Schönwetterfoto, dass sich sowieso tausendfach in Büchern und Prospekten findet. Da störte es auch nicht, dass von der Stadt tatsächlich überhaupt nichts zu sehen war – wir blickten auf ein weißes Wolkenmeer, als ob wir in einem Flugzeug sitzen würden. Wieder unten angekommen (netterweise beglückte uns die etwa zwanzigköpfige indische Reisegruppe auch bei der Rückfahrt…) riefen wir dem Verkäufer im Vorbeigehen strahlend zu: „We could see him!“. 🙂
Für morgen haben wir dann eigentlich den Zuckerhut eingeplant, falls das Wetter nicht noch schlechter wird. Aber das lassen wir einfach auf uns zukommen, ändern können wir es ja eh nicht. Oder wie die Brasilianer sagen: Tudo bem!

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Weiter geht’s…

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Hier noch schnell ein Foto von uns am Hafen von Salvador. In einer halben Stunde geht es dann schon wieder zum Flughafen – Rio wartet! 🙂
Unsere Unterkunft in Salvador ist übrigens ziemlich skurril: Wir sind hier in der Pousada Barroco na Bahia, auf deutsch Barock in Bahia. Diese Pousada wird von einem deutschen Pfarrer mit Vorliebe für deutsche Barockkomponisten geleitet. Das merkt man überall. Es gibt z.B. keine Zimmernummern, sondern Namen. Wir hatten das Zimmer Johann Sebastian Bach. Und gestern abend durften wir bei der Probe des zugehörigen Chors dabei sein. Gesungen wurden u.a. Choräle von Bach – auf deutsch natürlich. Die Gäste sind auch größtenteils aus Deutschland (aber mit insgesamt etwa zehn Gästen ist die Zahl sowieso recht überschaubar). Aber keine Sorge: Nur ein Schritt vor die Tür und man steht drin im prallen brasilianischen Leben. Da ist es eigentlich ganz angenehm, in so einer „deutschen“ Unterkunft zu sein, denn es gibt etwas Sicherheit. Da wir beide kein Portugiesisch können, ist die Kommunikation außerhalb der Pousada nämlich recht mühsam und besteht meist nur aus Gesten und Kopfbewegungen. Mal sehen, wie das dann in Rio wird…

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Olá aus Salvador!

Gerade eben sind wir nach einem der anstrengendsten Tage unseres Lebens in unserem Hotel in Salvador angekommen. Bisher konnte ich mich ja irgendwie überhaupt nicht freuen, dass die Reise jetzt tatsächlich begonnen hat. Bis wir den Flughafen verlassen haben, die schwüle Luft einatmeten und die unzähligen Palmen um uns rum wahrnahmen. Da war zum ersten Mal dieses Glücksgefühl da, das ich vorher vermisst hatte.
Salvador ist groß und fremd, mit riesigen Hochhäusern neben den typischen viereckigen Häuschen, die sich wie unordentlich gestapelte Schuhschachteln an die Berghänge drängen. Eine seltsame Mischung. Unser Hotel liegt aber in der noch recht ursprünglichen Altstadt, weit weg vom Touristentrubel. Und direkt unter unserem Zimmer kommt laute, rhythmische Musik aus einem Straßencafé und die Menschen singen dazu. Es ist wirklich genauso wie im Film. 🙂
So, jetzt werden wir mal ein wenig die Umgebung erkunden. Hier ist es ja gerade mal kurz nach fünf und schönstes Wetter. Adeus!

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Weltreisegepäck

Omnia mea mecum porto! Dies hier ist übrigens mein erster Beitrag "außer Haus". Wir sitzen nämlich gerade am Flughafen München und frühstücken.  :-)

Omnia mea mecum porto!
Dies hier ist übrigens mein erster Beitrag „außer Haus“. Wir sitzen nämlich gerade am Flughafen München und frühstücken. 🙂

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PLANÄNDERUNG

Ja, eigentlich wollten wir in einer halben Stunde zum Busbahnhof an der Hackerbrücke aufbrechen, uns in den Fernbus Richtung Frankfurt setzen, dort übernachten und morgen früh nach Salvador fliegen… Pustekuchen!!

Telefonat gestern abend gegen 19 Uhr (!): „Ja, hallo Magdalena, hier ist M. vom Reisebüro M.P. […] Die Condor hat leider euren Flug storniert!“ “
… Äh, was?“ (Zu diesem Zeitpunkt war ich der ersten filmreifen Ohnmacht meines Lebens sehr nahe…)
„Ja, die haben wohl überbucht und haben jetzt einfach wahllos ein paar Leute rausgeschmissen.“
„…Äh, WAS???“ (Zu diesem Zeitpunkt war ich einem hysterischen Schreikrampf sehr nahe…)
„Ja, tut mir leid. Ich bin gerade dran, euch einen anderen Flug rauszusuchen.“
„…Äh…aha, na dann…“ (Zu diesem Zeitpunkt versuchte ich verzweifelt, den Einschaltknopf für mein Hirn wiederzufinden…)

Wie erholsam die Nacht von gestern auf heute war, könnt ihr euch wohl vorstellen. Aber, um es abzukürzen: Es ist nochmal gut gegangen! Jetzt fliegen wir morgen früh über Lissabon nach Salvador – und zwar von München aus! Die Kosten für Bus und Hotel in Frankfurt soll dann mal schön die Condor erstatten, und am besten gleich Schmerzensgeld für die besch…eidene Nacht dazu! Unglaubliche Unverschämtheit, uns einfach zwei Tage vor Abflug den Flug zu stornieren!

Aber wir haben es recht schnell geschafft, dem ganzen noch etwas Positives abzugewinnen: Da wir natürlich schon alles für die Abreise hergerichtet haben, können wir heute ganz entspannt einen letzten Abend zuhause genießen. Auch schön.

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Letzte Male

Die Zeit der „letzten Male“ hat begonnen. Dabei gibt es große letzte Male (z.B. zum letzten Mal Verwandte besuchen und Freunde treffen) und kleine letzte Male (zum letzten Mal das Lieblingsessen kochen und die Lieblingsserie im Fernsehen anschauen). Wir verabschieden uns Stück für Stück von unserem gewohnten Leben und natürlich fällt das nicht selten ziemlich schwer, doch wir hoffen ja im Gegenzug auf viele schöne, neue Erlebnisse und Erfahrungen, die wir in diesem gewohnten Leben eben genau nicht machen können.Warum sollte ich es verschweigen: In den dunkleren Momenten, die es zwischendurch auch gibt, kommen die Gedanken auf, dass diese letzten Male nicht nur vorläufig sein könnten, sondern für immer. Natürlich kann etwas passieren. Aber was sollen wir schon anderes tun als hoffen, dass nichts passieren wird? Und die Hoffnung ist groß genug, dass wir nicht nur die Reise wagen, sondern auch unsere Rückkehr im März schon relativ detailliert planen – wer könnte uns am Flughafen abholen, wo findet die „Wieder-da-Party“ statt etc.
Also ist mit diesem Beitrag auch der schwermütige Teil des Blogs abgehakt und wir fiebern dem Samstag entgegen, wenn es endlich, endlich nach über zwei Jahren Planung losgeht!
NUR NOCH DREIMAL SCHLAFEN!!!

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Probepacken oder der Kampf mit den Kilos

Gestern war es endlich soweit. Gestern haben wir gewagt, wovor uns seit Monaten gegraut hat: Wir haben probegepackt! (An dieser Stelle bitte dramatische Musikuntermalung vorstellen.) Nachdem unser Leben zwischenzeitlich nur noch aus (karierten) Funktionsblusen und (nichtkarierten) extraleichten Unterhosen zu bestehen schien, wollten wir es endlich wissen. Die Gewichtsobergrenze lag bei 20 Kilo pro Person – zum einen von den Fluggesellschaften vorgegeben, zum anderen aber auch selbstgesetzt, da wir nur mäßig Lust auf mühsames Schleppen haben. Unsere Rucksäcke haben übrigens schon jeweils etwa drei Kilogramm Eigengewicht.
Und siehe da: Die Gewichtsfeilscherei hat sich gelohnt! Mit 15,2 bzw. 12,0 Kilo konnten wir hervorragende Werte erzielen. Da ist sogar noch Luft für das eine oder andere Paar Extrasocken. 😉
(Um dem unvermeidbaren Geschlechterklischee etwas entgegenzuwirken: Ja, ich hatte das schwerere Gepäckstück! Und ja, ich hatte deutlich mehr Klamotten eingepackt. Aber ich hatte auch unsere komplette medizinische Ausrüstung und alle elektronischen Geräte inklusive umfangreichem Ladezubehör mit drin, also darf mein Rucksack ruhig etwas schwerer sein, oder? ;-))

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Postkarten für alle

„Aber ich bekomm dann schon ’ne Postkarte, oder?“
Diesen Satz haben wir mittlerweile schon ziemlich oft gehört. Und ja – ich werde die Herausforderung annehmen! Vermutlich alleine, denn Postkarten schreiben ist ja so ein Frauending, das machen Männer natürlich nicht.
Also: Jeder, der möchte, bekommt eine Postkarte. Bitte habt Verständnis, dass es auch nur genau eine sein wird, sonst bin ich ja nur noch mit Schreiben beschäftigt. Sagt es mir persönlich oder schreibt mir hier im Blog bzw. per Email, wenn ihr eine Karte haben wollt. Gerne auch mit Wunschland (s. „Die Reise“ für alle in Frage kommenden Länder), ich werde versuchen, alle Wünsche zu erfüllen. Bitte gebt mir dabei auch gleich eure Adresse an, dann muss ich die nicht immer extra raussuchen.
Mal sehen, wie viele dann auch tatsächlich ankommen…

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In einem Monat geht’s los!

Kaum zu glauben, aber wahr: Heute in einem Monat sitzen wir schon im Flugzeug nach Salvador. Ich weiß nicht, ob ich deshalb lachen oder eher weinen soll, denn natürlich ist die Vorfreude groß,  aber es gibt auch noch soviel zu erledigen. Und ein Monat ist schnell rum.
Noch ein kurzer Trost für alle, die uns vermissen werden: Heute in sechs Monaten sind wir schon wieder fast eine Woche zuhause. 🙂

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