Wärmer…Noch wärmer…Heiß!

In Hanoi haben wir gefroren, in Hue wurden wir durch permanenten Nieselregen aufgeweicht – und jetzt schwitzen wir in der schwülen Hitze Hoi Ans. Das alles innerhalb einer Woche! Wir haben im Vorfeld schon viel über den Wolkenpass gelesen, der über eine Bergkette ein Stück südlich von Hue führt. Diese Bergkette wurde dabei immer als „Wetterscheide“ bezeichnet, da sie den kühlen Norden vom heißen Süden trennt. Aber dass es wirklich so ein deutlicher Unterschied werden würde, hätte ich nicht gedacht. Von Hue, die in Reiseführern gerne „Alte Kaiserstadt“ genannt wird, obwohl es Kaiser dort nur im 19. und 20. Jahrhundert gab (also für europäische Verhältnisse beim besten Willen nicht alt), sind wir mit dem Zug über den Wolkenpass nach Da Nang gefahren. Die Zugstrecke gilt als eine der schönsten der Welt und wir haben uns sehr darauf gefreut. Nur leider saßen wir auf der rechten Seite, die tolle Aussicht vom Berg auf die Küste mit karibikartigen Stränden gab es aber nur auf der linken Seite. Dort saßen auch noch lauter Einheimische, denen ihr Schönheitsschlaf eindeutig wichtiger war als die Aussicht, denn die meisten hatten zum Schutz vor der Sonne die Vorhänge zugezogen und schliefen. Uns blieb also nichts anderes übrig als unsere Hälse möglichst weit zu verdrehen und irgendwie zwischen den Vorhangspalten durchzuschauen. Und beim Aussteigen traf uns dann die Hitzekeule mit voller Wucht, obwohl es im Zug schon furchtbar warm gewesen war. Kennt ihr das Gefühl, gegen eine Mauer aus heißer Luft zu rennen? So war das. Die ganze Hitze, die wir in Nordvietnam so vermisst haben, hat sich anscheinend hinter dem Wolkenpass versteckt und ist dann bei unserer Ankunft in Hoi An schnell vorgesprungen (ich bilde mir ein, ich hätte sogar ein fröhliches „Überraaaschung!“ gehört…). Jetzt sind also wieder kurze Klamotten, Hut und Sonnencreme angesagt.
Hoi An, eine halbe Stunde Taxifahrt von Da Nang entfernt, ist die schönste Stadt, die wir bisher in Vietnam gesehen haben. Es ist ein relativ kleiner Ort, viel weniger Verkehr (zumindest was Mopeds angeht – hier dominieren die Fahrradfahrer), alles etwas gelassener. Noch vor zwanzig Jahren war der Ort laut meinem Reiseführer alles andere als eine Touristendestination, mit vermüllten Straßen und ohne ein Hotel oder Restaurant. Da in der Altstadt aber noch sehr viele Häuser aus der Kolonialzeit erhalten sind, kamen immer mehr Touristen, was wie immer Vor- und Nachteile hat. Vorteile: Die Stadt ist heute vergleichsweise sauber, es liegt kaum noch Müll rum und alles ist sehr gepflegt. Viele der alten Häuser, die schon recht verfallen waren, wurden renoviert und wieder hergerichtet. Nachteile: Alles ist auf den Tourismus ausgerichtet, ungefähr 95% der Häuser haben im Erdgeschoss ein Restaurant oder einen Souvenir- oder Schneiderladen. Ja, richtig gelesen: Hoi An ist die Stadt der Schneidereien, in den Straßen der Altstadt reiht sich eine an die andere. Aber anscheinend gibt es genug Kunden für die vielen (selbsternannten?) Schneider. Und ich gestehe: Auch wir haben die Gelegenheit genutzt und uns etwas schneidern lassen. Ein Jackett für Flo, eine weiße Bluse für mich – hey, maßgeschneidert für zusammen 70 US Dollar (etwa 50 Euro), versucht das mal bei uns! Am ersten Tag vormittags Stoffe und Schnitte aussuchen und Maß nehmen lassen, am gleichen Tag abends anprobieren und Details klären, am nächsten Tag fertiges Kleidungsstück abholen. Die Sachen sitzen gut und fühlen sich gut an, wenn sie dann vielleicht nicht ewig halten werden, was soll’s. Aber Hoi An ist auch noch für eine zweite Sache berühmt: Lampions und Laternen. Die ganze Stadt ist damit behängt, über jede Straße spannen sich Girlanden und vor jedem Haus baumeln welche. Die meisten sind rund oder oval und mit bunten Stoffen bespannt. Das sieht schon tagsüber schön aus, richtig toll wird es aber nachts, wenn diese ganzen bunten Lampions im Dunkeln leuchten. Besonders schön sind die Stände, die selbige verkaufen, denn die sind natürlich vollgestopft damit und leuchten dann nachts in allen Farben. Zusätzlich spiegeln sich die Lichter auch noch in dem Fluss, der durch Hoi An fließt. Abends sammeln sich dort Kinder und alte Frauen, die bunte Papierschiffchen mit Kerzen drin verkaufen, die man auf dem Fluss schwimmen lassen kann. Wir haben auch zwei Schiffchen auf die Reise geschickt, ein blaues und ein rotes. Sie sind zwar im Vergleich zu anderen Schiffchen nicht besonders weit gekommen, bevor die Kerzen ausgingen und man sie nicht mehr sehen konnte, aber sie sind die ganze Zeit eng nebeneinander geschwommen. Dabei hatte ich meins früher losgeschickt, aber Flo hat mich eingeholt und ist dann neben mir geblieben. Ein gutes Zeichen, oder? 😉 Also, wenn ihr mal nach Vietnam kommt, dann schaut euch Hoi An an. Es mag kitschig sein mit diesem Überfluss an Lichtern, aber es ist einfach schöön.
Morgen geht’s dann mit dem Nachtbus weiter nach Nha Trang. Eigentlich wollten wir von Hoi An noch weiter südlich nach Mui Ne fahren, wo es einen der schönsten Strände Vietnams gibt, an den sich rote Sanddünen wie in der Wüste anschließen, aber das wären 19 Stunden Busfahrt gewesen. Daher haben wir eine Nacht Aufenthalt in Nha Trang eingeschoben, damit es nicht ganz so schlimm wird. Nha Trang gehört auch zu den beliebtesten Reisezielen Vietnams, dann schauen wir es uns eben einen Tag an, auch wenn es uns im Vorhinein nicht besonders gereizt hat. Es ist halt ein typischer Badeort mit Strandpromenade etc., soll aber leider sehr von russischen Urlaubern dominiert sein. Ich sage leider, weil ich in der Türkei einen Eindruck von russischen Badeurlaubern bekommen habe – und das war eben kein guter Eindruck. Aber man wird sehen. Und dann fahren wir wie gesagt weiter nach Mui Ne und von dort nach Ho Chi Minh City. Und schon ist die Vietnamreise rum und es bleiben noch ein paar Tage Kambodscha und zwei Nächte Bangkok.
Um ehrlich zu sein: Wir sind froh darüber! Denn mittlerweile haben wir die Lust am Reisen verloren und können uns kaum noch auf das freuen, was noch vor uns liegt. Ich ertappe mich mehrmals täglich dabei, wie ich die Tage zähle, die noch bleiben, und mir wünsche, es wären weniger. Ja, wir möchten nach Hause! Das ist natürlich nicht gerecht gegenüber Vietnam (und Kambodscha), denn wir sind weniger offen für die tagtäglich neuen Eindrücke und haben weniger Motivation, uns darauf einzulassen, als das bei den anderen Ländern der Fall war. Aber nach über vier Monaten Reisen ist uns nun quasi auf den letzten Metern die Puste ausgegangen und alles ist sehr, sehr anstrengend: Route planen, Unterkünfte buchen, Sehenswürdigkeiten raussuchen – wie angenehm wäre es doch zuhause in der eigenen Wohnung mit all den vertrauten Dingen… Wir machen aber trotzdem weiter und versuchen, noch so viel wie möglich mitzunehmen, damit wir nicht hinterher das Gefühl haben, die Zeit nicht genutzt zu haben. Es sind ja wie gesagt nur noch zwei Wochen. Und für Bangkok haben wir ja eh schon beschlossen, uns ein Hotel möglichst nahe am Flughafen zu nehmen und einfach gar nichts mehr zu machen. Keine Ausflüge, keine Stadtbesichtigung, nur noch mentale Vorbereitung auf zuhause. Und schlafen! Hm, vielleicht lässt sich das ja sogar verbinden… 😉

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3 Antworten zu Wärmer…Noch wärmer…Heiß!

  1. Matthias sagt:

    Hi ihr beiden,
    wann kommt ihr wieder zum Tanzen? Wir vermissen euch schrecklich im Kurs!
    Eure Postkarte ist übrigens letzte Woche in der Tanzschule angekommen 🙂
    Viele Grüße und hoffentlich bis bald!
    Matthias & Christine

    • Leni sagt:

      Na, das klingt ja gut. 🙂 Heißt das, es gibt unseren Kurs tatsächlich noch? Wir haben befürchtet, dass er mangels Teilnehmerzahl aufgelöst und auf andere Kurse verteilt wurde. Wenn alles läuft wie geplant, werden wir uns wohl ab April wieder anmelden. Und vielleicht dürfen wir ja vorher schon mal eine Schnupperstunde belegen. 😉

  2. DieMiri sagt:

    Ich freu mich schon 😀

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