Neuseeland war uns ja im Vorfeld der Reise besonders wichtig. Weil es so furchtbar weit weg ist, dass wir nicht wissen, ob wir da nochmal hinkommen. Weil es so schön sein soll. Und weil sowieso jeder gerne mal dorthin fahren würde. Also haben wir uns dafür den längsten Zeitabschnitt auf unserer Reise genommen – fünf lange Wochen. Und jetzt? Jetzt waren die fünf Wochen plötzlich sehr kurz für all das, was wir sehen wollten, und sind tatsächlich schon wieder vorbei. Heute geben wir unseren Mietwagen ab und fliegen von Christchurch nach Sydney.
Wie war jetzt also dieses Neuseeland? Landschaftlich wunderschön und unglaublich vielfältig. Wie oft haben wir gesagt: Oh, das sieht ja aus wie in Schweden. In Griechenland. In Brasilien. Auf Fiji. Und ich weiß nicht mehr wo überall noch. So viele Arten von Landschaften auf so engem Raum, innerhalb von ein paar Stunden kann man quasi durch die ganze Welt fahren. Das war wirklich faszinierend. Ihr habt ja die Fotos gesehen und könnt hoffentlich nachvollziehen, was ich meine. Auch die vielen Tiere, die wir zum Teil ganz aus der Nähe sehen konnten, haben uns sehr beeindruckt.
Es gab aber auch Dinge, die nicht so toll waren. Zum einen wird das Land regelrecht überschwemmt von Backpackern und „Work & Travel“-Reisenden. Besonders von deutschen. Ich kann mich an kein Hostel erinnern, in dem nicht mindestens die Hälfte der Gäste Deutsche waren, meist eher dreiviertel oder noch mehr. Es lohnt sich daher eigentlich gar nicht, die Leute auf Englisch anzusprechen, weil man mit Deutsch einfach eine höhere Trefferquote hat. Wir sind mittlerweile auch ganz gut darin, Deutsche an ihrem deutschen Englisch zu erkennen, denn leider können viele hier nicht besonders gut Englisch, zumindest was die Aussprache angeht (Stichwort „th“). Natürlich können wir uns da im Grunde nicht beschweren, denn wir sind ja genauso deutsche Backpacker, aber es ist trotzdem nervig. Die vielen Touristen treiben aber auch die Preise extrem in die Höhe. Wir haben mit einem älteren Ehepaar aus Holland gesprochen, das vor acht Jahren schon mal da war. Sie waren entsetzt darüber, wie teuer alles geworden ist: Unterkunft, Essen, Benzin – alles mindestens verdoppelt! Und meinten dann erstaunlich gut gelaunt, dass sie vermutlich völlig pleite wieder nach Hause kommen würden… Dass es nicht mehr so schön einfach ist wie früher, merken auch die ganzen Work&Traveller. Wir haben mehrmals mitbekommen, dass sie über die schlechte Bezahlung und die Schwierigkeit, überhaupt einen Job zu finden, geschimpft haben und sagten, dass sie lieber in Deutschland noch mehr hätten arbeiten sollen.
Ein zweiter Punkt, der uns negativ aufgefallen ist, ist die übermäßige Betonung der „ursprünglichen“ Flora und Fauna Neuseelands. Die Neuseeländer lieben ja z.B. ihren Kiwi über alles, diesen flugunfähigen nachtaktiven Vogel, der am Boden nach Insekten stochert und sich dabei immer wieder den Dreck aus den Nasenlöchern (am Schnabel!) blasen muss. Leider ist der Kiwi durch eingeschleppte Fressfeinde stark bedroht. Vor allem das Oppossum ist Neuseelands Staatsfeind Nr. 1, weshalb es gnadenlos gejagt und vergiftet wird. Wir haben den dringenden Verdacht, dass auch die vielen matschigen Oppossums auf der Straße nicht alle ausversehen überfahren wurden… Es gibt sogar Kleidung aus Oppossumfasern, mit dem unglaublichen Slogan „Wear a possum, save a kiwi!“. Hallo? Neutral betrachtet war es einfach eine evolutionär saudumme Idee von diesem Vogel, seine Flügel wegzuentwickeln, ohne sich geeignete Verteidigungsinstrumente anzuentwickeln. Da kann doch das Oppossum nichts dafür! Und das gleiche wird auch mit anderen Tieren gemacht und sogar mit Pflanzen, die angeblich einheimische Pflanzen verdrängen. Das ist kein Naturschutz mehr, das ist der Evolution ins Handwerk pfuschen. Bei jeder kleinen Wanderung kommt man an Fallen vorbei, in manchen Gebieten wird auch großflächig Gift verteilt oder sogar per Hubschrauber versprüht. Einmal haben wir an einem öffentlich zugänglichen Campingplatz angehalten und wollten dort etwas spazieren gehen, wurden aber von Giftwarnschildern davon abgehalten. Wer kommt bitte auf die bescheuerte Idee, auf einem CAMPINGPLATZ Gift zu versprühen, ohne ihn zumindest vorübergehend zu sperren? Ihr merkt schon, es hat uns irgendwann ziemlich aufgeregt und zwischenzeitlich den positiven Eindruck von Neuseeland stark getrübt.
Aber insgesamt überwiegt das Positive doch und wir sind sehr dankbar für die Zeit hier. Zwei Tipps hab ich noch für alle, die auch sowas wie wir machen wollen. Erstens: Holt euch am besten schon im Vorfeld die BBH-Karte für 45 Dollar. BBH ist eine Art neuseeländischer Jugendherbergsverband und mit der Karte bekommt man bei jeder Übernachtung in einem BBH-Hostel 3 Dollar Ermäßigung. Wir dachten am Anfang, es würde sich für uns nicht lohnen, weil wir ja durch den deutschen Jugendherbergsverband schon YHA-Mitglieder sind. Leider gibt es aber viel weniger YHA- als BBH-Hostels und dann sind die oft trotz Ermäßigung noch teurer als andere Hostels ohne Ermäßigung. Wir waren also meistens in BBH-Hostels und hätten im Nachhinein die Karte gut gebrauchen können, vor allem, weil man damit auch bei vielen Attraktionen noch Ermäßigungen bekommt. Zweitens: Wann immer ihr einen Pak’nSafe findet, geht dort einkaufen. Es ist einfach deutlich günstiger als in anderen Supermärkten. Die zwei größten Ketten in Neuseeland sind New World und Countdown, aber das preisliche Verhältnis von denen zum Pak’n’Safe ist wie bei uns Tengelmann zu Aldi. Wir waren ja fast jeden Tag einkaufen, weil wir nicht viel mitnehmen konnten, und kennen uns mittlerweile ziemlich gut in den Angeboten von allen drei Ketten aus, aber wir waren immer dankbar für einen Pak’n’Safe, weil es dann zumindest nicht ganz so teuer war.
Und jetzt, nach so vielen Nächten in verschiedenen Betten – vom Stockbett im Fünfer-Schlafsaal bis zum Doppelbett im eigenen Studio mit Bad und Küchenzeile, meistens (aber leider nicht immer) ohne die berüchtigten „bed bugs“ – heißt es also Abschied nehmen von diesem großen kleinen Land. Aber wie sagt der Neuseeländer doch bei jeder Gelegenheit: „No worries!“ – „Passt scho‘!“
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