Halbzeit in Sicht

Heute ist der 13.12. (übrigens ein Freitag, aber wir haben nichts erlebt, was auf einen Unglückstag hindeutet, also nur Mut ;-)). Das heißt, wir sind jetzt genau zwei Monate unterwegs. In diesen zwei Monaten haben wir schon so viel erlebt, dass es mir manchmal vorkommt wie zwei Jahre. Aber was mir gestern plötzlich aufgefallen ist: Wenn ich die Tage richtig gezählt habe, ist genau an Weihnachten die Hälfte unserer Reise um. Und dieser Gedanke erscheint mir auch sehr seltsam – ist diese Reise, die wir so lange geplant haben, die wir so vielen Leuten beschrieben haben, wirklich schon halb vorbei? Waren wir wirklich schon in den ganzen Ländern, die wir immer aufgezählt haben? Nicht, dass ich schon wieder alles vergessen hätte, im Gegenteil, ich kann mich an fast jeden Tag noch sehr deutlich erinnern. Aber ich glaube, so richtig verarbeiten kann ich das alles erst zuhause.

Wir sind mittlerweile in Napier an der Ostküste der Nordinsel gelandet. Eigentlich wollten wir noch gar nicht hier sein, aber eine schwere Erkältung, die uns beide erwischt hat, hat unsere Pläne umgeworfen. Wir waren ja in Hamilton und haben von dort aus das Hobbiton Movie Set in Matamata besucht. Dank einer ordentlichen Dosis Aspirin Complex konnte ich das auch einigermaßen genießen. Von dort sind wir weiter nach Rotorua, wo wir im Wai-o-tapu Thermal Wonderland waren (Fotos zu beiden Attraktionen sind schon im Fotoalbum). Da diese Gegend vulkanisch sehr aktiv ist, gibt es viele heiße Quellen und Geysire. Die Mineralien, die dabei mit an die Oberfläche kommen, geben dem Boden und dem Wasser teilweise unglaubliche Farben. Giftgrün, leuchtend gelb, orange, rot, alles ganz natürlich entstanden, wirkt aber oft wie künstlich eingefärbt. Sehr lustig anzusehen. Einziger Makel: Mit dabei ist auch ein hoher Gehalt an Schwefel – und das riecht man! Je nach Wind haben wir sogar in unserem Hostel noch was davon gemerkt. Naja, und eigentlich wollten wir dann von Rotorua nach Taupo fahren und von dort aus in den Tongariro Nationalpark, um den Tongariro Alpine Crossing zu gehen, eine der bekanntesten Tageswanderungen Neuseelands. Für alle Herr-der-Ringe-Fans: Man wandert durch Mordor und kommt direkt am Schicksalsberg vorbei, wer drei Stunden Extrazeit hat, kann auch bis zum Gipfel steigen. Für alle anderen: Die Tour verspricht laut Reiseführer „atemberaubende“ und „spektakuläre“ Aussichten auf die umliegende Vulkan- und Seenlandschaft im Nationalpark. Und dann standen wir da in Taupo in der Touristeninformation vor der Wanderkarte und mussten uns eingestehen, dass wir diese sechs- bis siebenstündige Tour, die schon unter normalen Bedingungen eine Herausforderung für uns ist, niemals in erkältetem Zustand schaffen würden, ohne uns völlig kaputt zu machen. Was also tun? Ursprünglich hatten wir vorgehabt, nach unserem Aufenthalt in Taupo nach Napier und von dort in einem großen Bogen runter nach Wellington zu fahren. Nun beschlossen wir spontan, unsere geplante Route umzudrehen und zuerst nach Napier zu fahren. Sozusagen zwei Tage Kur an der Ostküste, bevor es dann mit frischen Kräften nach Taupo zurück geht. Von dort aus kann man nämlich genauso gut nach Wellington fahren. Und tatsächlich geht es uns jetzt wieder viel besser und wir sind guter Hoffnung, den Tongariro Crossing übermorgen erfolgreich zu meistern. Dann könnte uns höchstens noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen, denn bei starkem Nebel oder Regen werden wir uns wohl zweimal überlegen, ob uns das wirklich sooo wichtig ist… 😉

Noch ein Wort zu Napier: Wir haben ja vorher lange gerätselt, wie man den Namen wohl ausspricht. Er verleitet ja zur französischen Aussprache „Napje“. Tatsächlich ist es aber einfach „Näipir“. Napier nennt sich selbst die „Art-Deco-Hauptstadt der Welt“, denn nach einem Erdbeben 1931 wurden große Teile der Stadt in dem damals weltweit angesagten Baustil neu aufgebaut. Es ist wirklich putzig, durch die Straßen zu gehen, in denen sich ein Art-Deco-Haus ans andere reiht, denn ich finde, sie sehen alle aus wie Puppenhäuser, so hübsch verziert und bunt bemalt. Passend dazu steht Napier komplett im Zeichen der 1920er und 30er Jahre: Egal ob Kleidung, Musik oder Spielzeug, hier findet man alles, was irgendwie an diese Zeit erinnert. Wir haben uns in einem der Souvenirläden ausgetobt und ich muss sagen, dass ich mit Hut, gepunktetem Regenschirm und Federboa gar nicht so schlecht aussehe. 😉 (Und nein, davon gibt es kein Foto.)

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2 Antworten zu Halbzeit in Sicht

  1. Mama sagt:

    Hallo ihr zwei Weltreisenden,
    ganz aktuell ist eure Station in Hobbit Land auch hier: Der neue Kino Film von Hobbit ist gestern angelaufen. Und in der SZ online sind heute Bilder von einer Reise zu den Drehorten – m.sueddeutsche.de/inm/sz/? Jumpto=/reisefuehrer/neuseeland/sehenswertes – Hoffentlich klappt das mit der Wanderung, die ist bestimmt sagenhaft. Passt auf, dass euch der Drache Smaug nicht erwischt. Ich freue mich jedenfalls schon auf die Fotos.
    Andere Frage: Habt ihr eigentlich schon nach dem Kreuz des Südens Ausschau gehalten?
    Liebe Grüße Mama

    • Leni sagt:

      Nun ja, um genau zu sein, haben wir eigentlich überhaupt keinen Sternenhimmel mehr gesehen, seitdem wir in Neuseeland sind. Wir fahren ja nur bis irgendwann nachmittags und sind dann in der jeweiligen Unterkunft. Da muss dann abends gekocht, gewaschen, gebloggt und der nächste Tag geplant werden, und wenn wir damit fertig sind, gehen wir ins Bett. Aber jetzt wo du’s sagst – vielleicht sollten wir auch mal nachts rausschauen. 🙂 Möglicherweise haben wir’s auch schon in Fiji gesehen, ohne speziell darauf zu achten. Da haben wir nämlich gern abends am Strand in die Sterne geschaut, sofern es nicht bewölkt war (was es aber leider ziemlich oft war).

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